Mehr als 60 Ärzte aus verschiedenen Ländern haben sich britischen Medienberichten zufolge für eine dringende medizinische Behandlung von Wikileaks-Gründer Julian Assange ausgesprochen. Assange müsse dringend in einer Universitätsklinik behandelt werden, hieß es demnach einem Brief der Ärzte an die britische Regierung. Er leide unter Depressionen, Zahnproblemen und schweren Schmerzen in der Schulter.
"Sollte die dringende Untersuchung und Behandlung nicht erfolgen, haben wir, auf Grundlage der derzeit verfügbaren Erkenntnisse, die dringende Sorge, dass Herr Assange im Gefängnis sterben könnte", zitieren britische Medien aus dem Brief, den l unter anderem Ärzte aus Großbritannien, Australien, Deutschland und Schweden unterzeichnet haben sollen.
Laut Ärztin Lissa Johnson, einer klinischen Psychologin aus Sydney, ist ein medizinisches Gutachten nötig, um festzustellen, ob Assange "medizinisch fit" für ein Gerichtsverfahren ist.
Dem britischen Guardian zufolge stützen die Ärzte ihre Beurteilung auf die Darstellung von Augenzeugen, die bei einem Gerichtstermin Assanges am 21. Oktober anwesend waren, sowie auf einen Bericht von Nils Melzer, dem UN-Sonderberichterstatter zu Folter, vom 1. November. Der UN-Experte hatte demnach festgestellt, dass Assange fortwährender "Willkür und Misshandlungen" ausgesetzt sei und dies den Australier "bald das Leben kosten könne". Melzer hatte bereits im September in einem Interview mit der SZ davon gesprochen, Assange habe bei einer Untersuchung die "typischen Symptome" einer Person gezeigt, "die über längere Zeit psychischer Folter ausgesetzt" gewesen sei.
Assange befindet sich in dem Gefängnis Belmarsh am Stadtrand von London. Im Februar soll es eine Anhörung geben. Die USA fordern seine Auslieferung wegen Spionagevorwürfen im Zusammenhang mit seiner Arbeit bei Wikileaks. Die Plattform veröffentlichte der Nachrichtenagentur AP zufolge auch den an Innenministerin Priti Patel adressierten Brief - im Internet ist dieser derzeit allerdings nicht zu finden.
Ermittlungen gegen Assange wegen Sexualdelikten in Schweden hatte die dortige Staatsanwaltschaft vor etwa einer Woche eingestellt. Die Beweise reichten nicht für eine Anklage aus.