Kämpfe in Syrien:Assads Streitkräfte mobilisieren ihre Truppen

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Der iranische Außenminister Abbas Araghchi (links) und der syrische Präsident Baschar al-Assad bei einem Treffen in Damaskus. (Foto: -/dpa)

Syrien fliegt nach eigenen Angaben Luftangriffe auf Stellungen der Aufständischen – gemeinsam mit Russland. Die neue Gewalt könnte einen Anstieg der Flüchtlingszahlen zur Folge haben.

Nach der Blitzoffensive islamistischer Rebellen in Syrien hat die Armee nach eigenen Angaben Truppen rund um die umkämpften Regionen in Stellung gebracht. „Unsere Streitkräfte haben begonnen, sich auf mehreren Achsen in den ländlichen Gebieten von Aleppo, Hama und Idlib zu bewegen, um die Terroristen einzukreisen“, hieß es in einer Mitteilung des Generalstabs. Gemeinsam mit Russland seien Luftangriffe auf Stellungen der Aufständischen geflogen worden, hieß es weiter.

Aktivisten des syrischen Zivilschutzes, auch als Weißhelme bekannt, berichteten von Luftangriffen der syrischen Armee auf Idlib. Die Stadt im Nordwesten des Landes wird von Rebellen kontrolliert. Bei den Angriffen habe es zivile Opfer gegeben und zahlreiche Wohngebäude seien zerstört worden, teilten die Aktivisten mit.

Mitte vergangener Woche hatte eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) eine Offensive im Nordwesten Syriens begonnen und am Wochenende die Kontrolle über Aleppo, die zweitgrößte Stadt des Landes, übernommen. Syriens Machthaber Baschar al-Assad kündigte eine Gegenoffensive an.

Zu den wichtigsten Verbündeten der syrischen Regierung gehört Moskau. Russlands Luftwaffe hatte am Wochenende erstmals seit 2016 wieder in Aleppo angegriffen. Auch andernorts in Nordwestsyrien gab es wieder russische Luftschläge gegen syrische Rebellen. Aktivisten berichten, durch die Angriffe in Aleppo seien zwölf Menschen gestorben und 23 weitere verletzt worden. Russlands Luftwaffe habe Ziele vor einer Klinik im Zentrum der Stadt bombardiert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit. Unter den Toten seien neben Mitgliedern der HTS auch acht Zivilisten.

Die EU rief die Konfliktparteien in Syrien zu einem Ende der Kämpfe auf. „Wir verfolgen die Entwicklungen sehr aufmerksam und sind äußerst besorgt über die Sicherheit und das Wohlergehen der Zivilbevölkerung“, sagte ein Sprecher der neuen EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas in Brüssel. Man fordere alle bewaffneten Gruppen dringend auf, das humanitäre Völkerrecht unter allen Umständen zu respektieren. Die EU rufe weiterhin zu einer Waffenruhe in ganz Syrien auf.

Das Aufflammen der Gewalt könnte einen Anstieg der Flüchtlingszahlen zur Folge haben

Für die EU sind die Entwicklungen in Syrien auch deswegen relevant, weil die erneute Eskalation des Bürgerkrieges einen Anstieg der Flüchtlingszahlen zur Folge haben könnte. Zuletzt hatte es in Brüssel eigentlich sogar die Hoffnung gegeben, dass in Zukunft wieder mehr Menschen in ihre Heimat zurückgeflogen werden könnten. Dafür warb eine Gruppe von EU-Staaten wie Italien und Österreich auch für engere Kontakte zur Regierung unter Staatschef Baschar al-Assad. Konkret schlug sie unter anderem die Ernennung eines Syrien-Beauftragten vor.

Eine neue Fluchtbewegung will auch die Türkei verhindern. Man habe kein Interesse an einer Ausweitung des Bürgerkriegs, sagte Außenminister Hakan Fidan. Er rief zu Verhandlungen auf: Die syrische Regierung müsse sich mit dem Volk und Oppositionskräften einigen.

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