Asienreise:Trump: "Ich gebe nicht China die Schuld"

Lesezeit: 2 Min.

  • Zum Höhepunkt seiner Asienreise trifft US-Präsident Trump den chinesischen Staatschef Xi Jinping in Peking.
  • Dort erneuert Trump seine Kritik am US-Handelsdefizit in Bezug auf China, die Schuld dafür gibt er nun aber seinen Vorgänger-Regierungen.
  • Chinesische und amerikanische Unternehmen schließen während des Besuchs Handelsabkommen in Höhe von mehr als 250 Milliarden Dollar.

US-Präsident Donald Trump hat bei seinem Besuch in Peking das Handelsdefizit seines Landes mit China erneut als "einseitig und unfair" bezeichnet. Allerdings sei dafür nicht China verantwortlich. Noch im Wahlkampf klang das ganz anders, damals hatte der US-Präsident den Chinesen mit Bezug auf ihre Handelspolitik unter anderem vorgeworfen, die USA "zu vergewaltigen". Nun zeigte er Verständnis für Pekings Handelspolitik: Schließlich könne niemand einer Regierung vorwerfen, den größten Vorteil für sein Volk herausholen zu wollen. Die Schuld für das Defizit gab er stattdessen seinen Vorgängern: "Ich mache die früheren US-Regierungen verantwortlich." Die USA müssten ihre Wirtschaftspolitik ändern, "weil sie im Handel so weit hinter China herhinken". Und, das fügte er hinzu, "um ehrlich zu sein, auch hinter vielen anderen Ländern".

Der Besuch in Peking gilt als Höhepunkt von Trumps Asienreise, zuvor war er bereits in Japan und Südkorea zu Gast. Schon im Vorfeld hatten Beobachter befürchtet, dass die Gespräche wenig Substanzielles ergeben würden. Eine Befürchtung, die sich nun zu bewahrheiten scheint. Aus Peking gibt es, neben Trumps gemäßigter Rhetorik, vor allem schöne Bilder von dem Aufwand, den die chinesische Regierung für den US-Präsidenten betrieb. Trump, der mit Ehefrau Melania reist, durfte am ersten Tag eine Uraufführung einer Peking-Oper sehen und bekam danach ein privates Abendessen mit Präsident Xi Jinping und dessen Frau in privater Atmosphäre in der Verbotenen Stadt serviert.

SZ JetztTwitter-Reaktionen
:Was 365 Tage Trump mit dir machen

Genau ein Jahr nach der Präsidentschaftswahl in den USA zeigt ein lustiges Meme auf Twitter, wie hart die Zeit seitdem war.

Zum Auftakt des zweiten Tages ließ Xi Jinping eine militärische Ehrenformation für den US-Präsidenten aufmarschieren. Danach setzten beide Präsidenten ihre Gespräche in offizieller Runde fort. Im Mittelpunkt standen das nordkoreanische Atomwaffen- und Raketenprogramm und die Differenzen über die Handelsungleichgewichte, da China deutlich mehr Waren in die USA verkauft als umgekehrt.

Beim Thema Nordkorea rief Trump seinen Gastgeber Xi Jinping dazu auf, sich aktiver einzumischen. "China kann das Problem einfach lösen." Daran habe er keinen Zweifel, fügte Trump hinzu. Gemeinsam könnten die USA und China Probleme mit "großen Gefahren" lösen.

"Herzliche Gefühle" für Xi Jinping - und Handelsabkommen in Milliardenhöhe

Die Stimmung zwischen ihm und Chinas Machthaber bewertete der US-Präsident als positiv. "Die Chemie stimmt", sagte er und behauptete sogar, er empfinde "herzliche Gefühle" für Chinas Staats- und Parteichef. "Ich denke, wir werden großartige Dinge für China und die USA leisten."

Wie bei derartigen Treffen üblich, schlossen chinesische und amerikanische Unternehmen auch diesmal verschiedene Handelsabkommen ab. Bereits am Vortag war ein Deal über neun Milliarden abgeschlossen worden, am Donnerstag folgten weitere Abkommen in Höhe von etwa 250 Milliarden Dollar. Beschlossen wurden sowohl feste Verträge, als auch Absichts- und Rahmenerklärungen. Allein für den Flugzeugbauer Boeing betrage das Volumen 37 Milliarden Dollar, berichtete das chinesische Staatsfernsehen. Der Siemens-Rivale General Electric verbuchte nach eigenen Angaben Abschlüsse in Höhe von 3,5 Milliarden Dollar.

Am Freitag wird Trump mit dem nächsten wichtigen Staatschef sprechen. Der Kreml teilte mit, dass der US-Präsident beim Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) in Vietnam auf Russlands Präsident Wladimir Putin treffen werde. Dabei dürfte es vor allem um Nordkorea und Syrien gehen.

© SZ.de/dpa/ttt/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bilanz
:Ein Jahr Trump hat Amerika schwach gemacht

In nur zwölf Monaten hat der neue Präsident die USA selbst entmachtet. Das Land wendet sich ab von der Welt. In China sieht Trump nun, welche Folgen das hat.

Kommentar von Stefan Kornelius

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: