Asien-Reise des US-Präsidenten:"Nordkorea ist ein Land, das wie eine Sekte regiert wird"

  • US-Präsident Trump hat eine Rede vor der südkoreanischen Nationalversammlung gehalten.
  • Darin bezeichnete er Nordkorea als ein Land, das wie eine Sekte geführt werde.
  • Trumps Besuch wurde von Protesten für und gegen ihn begleitet.

US-Präsident Donald Trump hat deutliche Warnungen an die Adresse Nordkoreas gerichtet. In einer Rede vor der Nationalversammlung in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul sagte Trump: "Ich hoffe, für alle freien Nationen zu sprechen und nicht nur für die USA, wenn ich sage - unterschätzt uns nicht. Fordert uns nicht heraus." In Sichtweite der weiträumig abgeschirmten Nationalversammlung gingen zahlreiche Menschen für und gegen Trump auf die Straße. Dabei kam es zu einzelnen Handgreiflichkeiten zwischen den Gruppen auf beiden Seiten. Tausende Bereitschaftspolizisten waren im Einsatz. Auch im Sitzungssaal gab es vor Trumps Ankunft Protestaktionen.

In den vergangenen Monaten hatten sich die Spannungen in der Region deutlich verschärft, nachdem Nordkorea mehrfach Raketen und Atomsprengköpfe getestet und damit gegen UN-Resolutionen verstoßen hatte. Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hatten sich mit Beschimpfungen und harschen Drohungen überzogen.

Ein Besuch Trumps in der demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea war vor seiner Rede in Seoul wegen schlechten Wetters abgesagt worden. Seine Reise dorthin hätte erheblichen Symbolcharakter gehabt. Frühere Präsidenten, darunter auch Trumps Vorgänger Barack Obama und George W. Bush, hatten die Pufferzone zwischen den beiden verfeindeten Ländern besucht. Sie wollten so die Solidarität mit Südkorea unterstreichen und ein Signal der Abschreckung an Nordkorea schicken.

Unmittelbar an die Adresse Kims gewandt, sagte Trump: "Deine Waffen machen dich nicht sicherer. Sie gefährden dein Regime. Nordkorea ist nicht das Paradies, das Dein Großvater sich vorgestellt hat. Wir aber bieten einen Weg zu einer besseren Zukunft an." Dafür seien ein Stopp des Waffenprogramms und die völlige Denuklearisierung der Halbinsel zwingende Voraussetzungen.

30 Minuten-Rede mit scharfem Kontrast

Trump zeichnete in seiner gut 30-minütigen Ansprache in Seoul den scharfen Kontrast zwischen einem freien, prosperierenden Südkorea und einem völlig verkommenen, am Boden liegenden Norden. "Nordkorea ist ein Land, das wie eine Sekte regiert wird", sagte der US-Präsident. Nordkorea sei eine Hölle, die kein Mensch verdiene.

Scharf kritisierte Trump Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea. Anders als am Vortag, als Trump mit sehr diplomatischen und zurückhaltenden Äußerungen überrascht und Nordkorea zu Verhandlungen eingeladen hatte, sprach er nun zwar nicht mehr davon, dass es Bewegung in dem festgefahrenen Konflikt gebe, er eskalierte aber auch nicht weiter. Beleidigungen gegen Kim blieben aus. Am Nachmittag koreanischer Zeit reist Trump nach Peking weiter.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: