Süddeutsche Zeitung

Asien:Nordkoreas Grenztruppen im "Quasi-Kriegszustand"

  • Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hat die Truppen an der Grenze zu Südkorea in höchste Gefechtsbereitschaft versetzt.
  • Die Spannungen zwischen beiden Ländern drohen zu eskalieren. Am Donnerstag soll es zu einem Schusswechsel an der Grenze gekommen sein.
  • Die Lage ist auch wegen eines laufenden südkoreanisch-amerikanischen Militärmanövers angespannt.

Nordkoreas Grenztruppen im "Quasi-Kriegszustand"

Nach der Verschärfung der Spannungen zu Südkorea hat der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un die Grenztruppen des Landes in höchste Gefechtsbereitschaft versetzt. Die Armee-Einheiten sollen auf Befehl Kims von Freitagnachmittag Ortszeit an in einen "Quasi-Kriegszustand" eintreten, berichteten die Staatsmedien. Das kommunistische Regime in Pjöngjang drohte mit einem Angriff auf südkoreanische Stellungen. Am Donnerstag war es nach südkoreanischen Angaben zu einem Schusswechsel zwischen Artillerieeinheiten beider Länder an der Grenze gekommen.

Das Regime in Nordkorea hat in der Vergangenheit schon mehrmals den Kriegszustand ausgerufen. Auch droht es Südkorea sowie dessen Verbündeten USA regelmäßig mit Militärschlägen. Mit der jetzigen Drohung reagiert Nordkorea auf die Wiederaufnahme der Propagandasendungen an der Grenze durch Südkoreas Streitkräfte.

Die Kommandanten der Volksarmee seien zu den Truppen an der Frontlinie geschickt worden, um die "Werkzeuge der psychologischen Kriegsführung zu zerstören", falls Südkorea innerhalb von 48 Stunden seine Propaganda an der Grenze nicht einstelle, hieß es in Pjöngjang. Das Verteidigungsministerium in Seoul warnte am Freitag, Südkorea werde auf neue Provokationen mit aller Schärfe antworten.

Südkoreanisch-amerikanisches Militärmanöver provoziert Pjöngjang

Südkorea hatte nach eigenen Angaben am Donnerstag als Reaktion auf den Beschuss mit einer Rakete durch Nordkorea Dutzende von Granaten auf die nördliche Seite der Grenze abgefeuert. Seoul wirft der nordkoreanischen Volksarmee vor, vor Kurzem Antipersonenminen auf südlicher Seite der entmilitarisierten Zone vergraben zu haben. Zwei Soldaten verletzten sich bei der Explosion solcher Minen schwer. Als Reaktion auf den Vorfall hatte Südkorea nach elf Jahren wieder seine Lautsprecher-Durchsagen an der Grenze gestartet.

Die Lage ist unter anderem auch durch ein laufendes südkoreanisch-amerikanisches Militärmanöver angespannt. Die Regierung in Pjöngjang habe einen Brief an den Vorsitzenden des UN-Sicherheitsrats geschickt, in dem sie das Manöver verurteilt habe, berichtete der US-Nachrichtensender CNN. Demnach wurde den USA eine ernste Provokation vorgeworfen. Der Rat solle die Manöver auf seine Agenda setzen. Südkorea und die USA bestreiten Vorwürfe Nordkoreas, dass ihre Manöver Vorbereitungen eines Angriffs dienten.

Die koreanische Halbinsel befindet sich völkerrechtlich seit dem Ende des Koreakriegs (1950-53) immer noch im Kriegszustand. Ein Friedensvertrag zwischen den Kriegsparteien ist bis heute nicht geschlossen worden.

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