Artenkonferenz in China:Für Insekten, Fische und Elefanten

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Einige Hundert Elefanten soll es noch geben in der Yunnan-Region rund um Kunming in China. Die Luftaufnahme vom Juni zeigt eine schlafende Herde. (Foto: Hu Chao /imago)

Fast 200 Staaten setzen sich in der chinesischen Stadt Kunming ehrgeizige Ziele im Kampf gegen das Artensterben. Das ringt sogar Umweltschützern Lob ab.

Von Thomas Hummel, München

Umweltorganisationen bewerten die ersten Ergebnisse der Biodiversitätskonferenz in China weitgehend positiv. Das ist durchaus bemerkenswert. Nicht selten haben sich Politiker in der Vergangenheit bei Klima- und Umweltthemen gegenseitig auf die Schulter geklopft, während Beobachter harsche Kritik übten. Nach der am Mittwoch verabschiedeten politischen Erklärung der fast 200 Vertragsstaaten aber urteilte der World Wide Fund For Nature (WWF), diese zeige den Willen, den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen. Die Umweltrechtsorganisation Client Earth sprach gar von "starken Grundsätzen", die verabschiedet wurden.

Die Konferenz der Vereinten Nationen in der südchinesischen Stadt Kunming sollte ein Zeichen setzen, dass den Regierungen der Welt die Gefahr des Artensterbens bewusst ist. Die Naturzerstörung hat in den vergangenen Jahrzehnten an Fahrt aufgenommen, der Weltbiodiversitätsrat IPBES warnt, es könnten bis zu einer Million Tier- und Pflanzenarten verschwinden. Mit unvorhersehbaren Folgen für das Zusammenspiel der Natur. Wissenschaftler mahnen, das Artensterben könnte auch für den Menschen ein noch größeres Problem werden als der Klimawandel.

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In Kunming sprachen am Dienstag und Mittwoch einige Regierungsvertreter, darunter die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze. Sie forderte ehrgeizige Ziele, deren nationale Umsetzungen auch überprüft werden müssten, damit sie "keine leeren Versprechen bleiben". Die sogenannte Kunming-Erklärung gibt nun eine, wenngleich vage gehaltene Richtung vor. Die Details werden im April und Mai 2022 verhandelt und sollen in ein globales Abkommen münden.

Für Florian Titze, Experte für internationale Biodiversitätspolitik beim WWF, ist es wichtig, dass die internationale Gemeinschaft anerkenne, "dass eine breite Palette von Maßnahmen nötig ist". Neben mehr Schutzgebieten und der Wiederherstellung zerstörter Regionen müssten sich auch die Wirtschafts- und Finanzsysteme transformieren. Nach Rechnung von Elizabeth Mrema, Generalsekretärin des UN-Umweltprogramms Unep, fließen pro Jahr 500 Milliarden US-Dollar Subventionen weltweit in naturzerstörende Projekte. Diese Finanzströme müssten umgeleitet werden.

China weitet seine Schutzgebiete stark aus

Mit Spannung war erwartet worden, wie sich Gastgeber China positionieren würde. In einer Video-Ansprache kündigte Staatspräsident Xi Jinping einen Naturfonds über 200 Millionen Euro an, der Entwicklungsländern helfen soll, ihren Umweltschutz zu finanzieren. Zudem will China mehr Naturschutzparks ausweisen, zum Beispiel in der Provinz Yunnan mit der Hauptstadt Kunming. Wie der örtliche Gouverneur ausführte, soll dieser den tropischen Regenwald wie auch die wenigen noch umherstreifenden Elefanten schützen. "Ich glaube, dass Chinas Anteil an Schutzgebieten an Land und im Meer beeindruckend groß sein wird", sagt Dimitri de Boer, Leiter des Pekinger Büros von Client Earth.

Was auch für Deutschland auf dem Spiel steht, ist derzeit in der Ostsee zu beobachten. Durch jahrelange Überfischung, Verschmutzung und die Auswirkungen der Erderwärmung haben sich die Fischbestände derart drastisch verringert, dass die Europäische Union am Dienstag die Fangquote für den Dorsch auf null und für den Hering stark reduzieren musste. Die EU-Biodiversitätsstrategie legt bereits fest, dass 30 Prozent der Land- und Meeresfläche bis 2030 unter Schutz gestellt werden soll. Dazu soll die Verwendung von Düngemittel und Pestiziden um die Hälfte reduziert werden. Noch sind die Ziele allerdings rechtlich nicht bindend.

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