Süddeutsche Zeitung

Vereinte Nationen:Bildung gegen Armut

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Ohne Schulbesuch erwartet Millionen Kinder und Jugendliche ein Leben in Armut. Die UN sammeln 826 Millionen Dollar an Spenden für sie ein - mit Deutschland als größtem Geldgeber.

Von Lilith Volkert

Im Krieg, nach einem Erdbeben oder anderen Katastrophen geht es vor allem darum, zu überleben. In die Schule zu gehen, erscheint erst einmal nicht so wichtig. Für 222 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit hat das jedoch fatale Folgen. Ohne grundlegende Bildung erwartet sie in den meisten Fällen ein Leben in Armut.

Das UN-Programm "Education cannot wait" (Bildung kann nicht warten) hat nun bei einer Geberkonferenz in Genf 826 Millionen Dollar bei Regierungen, Unternehmen und Stiftungen eingesammelt, um Schulbesuche auch in solch schwierigen Situationen zu ermöglichen. Das ist etwas mehr als im Vorfeld erwartet worden war.

Eltern mit mehr Wissen können Kinder gesünder großziehen

Deutschland hat 210 Millionen Euro zugesagt und ist damit mit Abstand der größte Geldgeber des Fonds. "Bildung ist ein Menschenrecht", sagte Bundesentwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD) am Donnerstag in Genf. Durch den Fonds solle insbesondere Mädchen und jungen Frauen der Zugang zum Bildungssystem ermöglicht werden. Großbritannien hat 110 Millionen Dollar versprochen, die USA wollen 43 Millionen Dollar geben.

Bis 2026 will das Programm 20 Millionen Kindern und Jugendlichen helfen. Dafür werden insgesamt 1,5 Milliarden Dollar benötigt. Mit dem Geld sollen Schulen gebaut, Unterrichtsmaterial angeschafft und Lehrkräfte angestellt werden, langfristige Zusagen sind also wichtig. Vielerorts wird das Geld auch dafür verwendet, Kinder und Jugendliche mit einer Mahlzeit und sauberem Trinkwasser zu versorgen - oft ist die Schule der einzige Ort, an dem sie Zugang dazu haben. Außerdem sollen die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt werden, Traumata zu verarbeiten.

Bildungsexperten gehen davon aus, dass jedes verlorene Schuljahr die Einkommensmöglichkeiten später um etwa zehn Prozent mindert. Dazu kommt, dass Eltern mit mehr Schulwissen über Gesundheit, Hygiene und Nahrung eigene Kinder später gesünder großziehen.

Das UN-Programm "Education cannot wait" wurde 2016 gegründet. Seitdem hat sich die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen verdreifacht, schätzen die Vereinten Nationen. Bisher hat das Programm etwa sieben Millionen Kinder und Jugendliche erreicht, knapp ein Drittel davon mussten aus ihrer Heimat fliehen. Deutschland hat seit 2016 ein Drittel des Budgets geliefert.

Das Geld geht nicht an Regierungen

Der Fonds arbeitet mit lokalen Partnern in 44 Ländern zusammen. Die Hälfte davon liegt auf dem afrikanischen Kontinent; auch Syrien, Afghanistan und die Ukraine gehören dazu. Das Geld gehe nicht an Regierungen, betont Yasmine Sherif, die Exekutivdirektorin des Fonds.

Bei der zweitägigen Konferenz wird auch diskutiert, wie das Engagement in autoritär regierten Ländern aussehen soll. In Afghanistan etwa drängen die Taliban gerade Mädchen und Frauen aus dem Bildungssystem. Ein Dilemma für Hilfsorganisationen: Wenn sie sich zurückziehen, trifft das vor allem die Menschen, die dringend Hilfe benötigen. Entwicklungsministerin Schulze hat sich vor dem Treffen dafür ausgesprochen, dass das Programm "Education cannot wait" weiter Hilfsprojekte in Afghanistan unterstützt - solange Frauen daran mitarbeiten dürfen.

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