Konflikt um Berg-Karabach:Armenien ruft Kriegszustand aus

Armenien ruft Kriegszustand aus

Das Standbild aus dem Filmmaterial des armenischen Verteidigungsministeriums zeigt nach dessen Angaben, wie armenische Streitkräfte einen aserbaidschanischen Panzer zerstören.

(Foto: Uncredited/dpa)

Armenien und Aserbaidschan streiten seit Langem um die Region Berg-Karabach. Dort gab es nun schwere Gefechte mit Toten und Verletzten. Es handelt sich um die schwerste Eskalation seit Jahrzehnten.

Armenien hat nach Kämpfen mit dem Nachbarland Aserbaidschan in der Konfliktregion Berg-Karabach den Kriegszustand ausgerufen. Das teilte Regierungschef Nikol Paschinjan am Sonntag in der Hauptstadt Eriwan mit. Zuvor hatte Aserbaidschan eine Militäroperation gegen Berg-Karabach angekündigt. Es soll zahlreiche Verletzte und rund zehn Tote unter den Soldaten in dem Südkaukasus-Gebiet geben. Es handelt sich um die schwerste Eskalation seit Jahrzehnten. Armenien kontrolliert die Region, völkerrechtlich gehört sie zu Aserbaidschan.

Zwischen den verfeindeten Nachbarländern kam es nach Angaben beider Seiten am Sonntagmorgen zu schweren Gefechten. Die Hauptstadt Stepanakert sei beschossen worden, die Menschen sollten sich in Sicherheit bringen, teilten die Behörden in Berg-Karabach mit. Zahlreiche Häuser in Dörfern seien zerstört worden. Nach Darstellung aus Baku und Eriwan dauerten die Kämpfe an.

Beide Seiten gaben einander gegenseitig die Schuld für die Gefechte. Der Beschuss habe am frühen Morgen von aserbaidschanischer Seite begonnen, schrieb Paschinjan auf Facebook. "Die gesamte Verantwortung dafür hat die militär-politische Führung Aserbaidschans", teilte die Sprecherin des Verteidigungsministeriums von Armenien mit. Eriwan habe Hubschrauber und Kampfdrohnen abgeschossen. Drei gegnerische Panzer seien getroffen worden. Baku dementierte dies und betonte, es handele sich bei den Gefechten um eine Gegenoffensive an der Frontlinie. Armenien habe die Kämpfe provoziert.

Die von Armenien kontrollierte Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. Baku hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Kontrolle über das von christlichen Karabach-Armeniern bewohnte Gebiet verloren. Seit 1994 gilt in der Region eine Waffenruhe, die aber immer wieder gebrochen wurde. Zuletzt flammte der Konflikt 2016 stark auf. Dabei starben mehr als 120 Menschen.

Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht

Im Juli kam es an der Grenze zwischen den verfeindeten Republiken zu schweren Gefechten; die Kämpfe lagen jedoch Hunderte Kilometer nördlich von Berg-Karabach. Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht, die dort Tausende Soldaten und Waffen stationiert hat.

Bundesaußenminister Heiko Maas forderte am Sonntag eine sofortige Einstellung der Kämpfe. Er sei alarmiert über die erneuten, massiven Auseinandersetzungen zwischen beiden Ländern und Berichte über zivile Opfer auf beiden Seiten. Er rief nach Angaben seines Ministeriums beide Konfliktparteien dazu auf, sämtliche Kampfhandlungen zu beenden und "insbesondere den Beschuss von Dörfern und Städten umgehend einzustellen". Der Konflikt um die Region Berg-Karabach könne nur auf dem Verhandlungsweg gelöst werden, sagte der deutsche Außenminister.

Auch das russische Außenministerium rief beide Seiten auf, das Feuer sofort einzustellen. Zudem sollten Baku und Eriwan Gespräche aufnehmen, um die Situation zu stabilisieren. Die benachbarte Türkei warf Armenien vor, internationales Recht zu verletzen. Das Außenministerium in Ankara teilte mit, es verurteile den "armenischen Angriff" scharf. Die Türkei stehe an Aserbaidschans Seite.

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