Argentinien:Macri weist Vorwürfe zurück

A group of people gather outside Congress to protest the bill by government of President Mauricio Ma

In Bouenos Aires forderten Demonstranten den Rücktritt des Präsidenten.

(Foto: imago/Agencia EFE)

Argentiniens Präsident taucht in den Panama Papers auf. Anhaltspunkte für Steuervergehen sieht er aber keine. Er habe nie Anteile an einer Offshore-Gesellschaft besessen.

Von Boris Herrmann, Panama

Mauricio Macri ist sich keiner Schuld bewusst. Zwar taucht Argentiniens Präsident als einer von einem halben Dutzend amtierender Staats- oder Regierungschefs in den Panama Papers auf. Anhaltspunkte für eigene Steuervergehen sieht Macri aber keine, wie er nach Bekanntwerden der Papiere in einem Fernsehinterview sagte. Der Präsident taucht in den Unterlagen als Direktor eines auf den Bahamas eingeschriebenen Unternehmens namens Fleg auf. In dem kurzen TV-Interview sagte Macri am Montag, sein Vater Franco habe das Konstrukt legal aufgesetzt. Die Firma habe den Zweck gehabt, in Brasilien zu investieren. Er selbst sei für sie tätig gewesen. "Da ist nichts seltsam dran", so der Präsident. Franco Macri gilt als einer der reichsten Männer Argentiniens.

Sein Sohn Mauricio wird in den Archiven der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca als Direktor der Offshore-Firma Fleg Trading Ltd. genannt, die 1998 mit einem Startkapital von 5000 Dollar auf den Bahamas eingetragen und 2009 aufgelöst wurde. Von 2007 bis 2015 war Macri Bürgermeister von Buenos Aires. Neben dem heutigen Staatspräsidenten werden in den Dokumenten auch sein Vater sowie sein Bruder Mariano als Direktoren von Fleg Trading Ltd. genannt.

Ein Staatspräsident und Millionär soll eher zufällig Direktor einer Briefkastenfirma gewesen sein?

Das argentinische Präsidialamt teilte dazu mit: "Macri war niemals am Kapital dieser Gesellschaft beteiligt." Fleg Trading Ltd. habe mit der Unternehmensgruppe der Familie namens Socma in Verbindung gestanden. Bei deren Firmengründungen sei der heutige Präsident "gelegentlich" als Direktor genannt worden, ohne eine Aktienbeteiligung zu haben. Regierungskritiker merkten an, Macri werde es schwer haben, mit der Argumentation durchzukommen, ein Staatschef und Multimillionär sei eher zufällig Direktor einer Briefkastenfirma auf den Bahamas gewesen.

In den Panama Papers finden sich die Namen von 570 Argentiniern, die im Zusammenhang mit Offshore-Firmen von Mossack Fonseca stehen sollen. Neben Macri ist der mehrmalige Weltfußballer Lionel Messi der bekannteste. Der 57-jährige Konservative Macri löste Ende vergangenen Jahres die linksperonistische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner ab - unter anderem mit dem Versprechen, sein isoliertes Land zurück auf das internationale Finanzparkett zu führen. Macri hat im Eiltempo den scheinbar unendlichen Streit Argentiniens mit US-Hedgefonds beigelegt. Mit den Enthüllungen der Panama Papers droht nun sein mühsam aufgebautes Image in sich zusammenzufallen.

In Argentinien sind hochrangige Politiker dazu verpflichtet, ihre Vermögenswerte offenzulegen. Mauricio Macri hat seine wie auch immer geartete Beteiligung an Fleg Trading Ltd. nie angegeben. Auch das erklärt er damit, dass er keine Aktien an der Offhore-Firma besaß. Sie tauche aber in der Vermögenserklärung seines Vaters auf, wie er mitteilen ließ. Auffällig ist, dass der Staatspräsident - gemessen an der Schwere des Vorwurfs - bislang pfleglich behandelt wird in den meist regierungsnahen argentinischen Massenmedien - mit wenigen Ausnahmen.

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