Arbeitsmarktstudie:Zahl der Azubis sinkt stark

Nach einer wissenschaftlichen Prognose wird die Zahl der neuen Ausbildungsverträge dieses Jahr auf gut 400 000 fallen. Das wäre ein Rückgang im Vergleich zu 2019 um 100 000 Lehrlinge - und die niedrigste Zahl seit 1976. Die Prognose stammt vom Berliner "Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie" (Fibs) und liegt der SZ exklusiv vor. Sie enthält eine beunruhigende strukturelle Botschaft. Danach wird die Zahl der neuen Auszubildenden perspektivisch auf Platz drei der Berufsbildungsanfänger abrutschen: An erster Stelle stehen dann die rund 450 000 Erstsemester jährlich; auf Platz zwei würden jene Hunderttausende Schüler ohne oder mit schlechtem Schulabschluss des so genannten Übergangssystems landen. Das Übergangssystem ist ein Sammelbecken von Maßnahmen, in denen junge Leute betreut auf eine Ausbildung warten. In dem Fibs-Papier werden auf der Grundlage von Zahlen des Statistischen Bundesamtes und des Instituts für Arbeitsmarktforschung Projektionen vorgenommen. In der ungünstigsten Variante überholt das Übergangssystem die duale Ausbildung noch in den 2020er Jahren. Der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB warnte vor einer solchen Entwicklung. "Der beruflichen Bildung drohen Langzeitschäden durch die Corona-Pandemie", sagte DGB-Vorstandsmitglied Elke Hannack der SZ. Diesen Negativtrend gelte es zu stoppen: "Wir müssen aktiv gegensteuern."

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