Arbeitsmarkt:Zuzug und Zuzug

Flüchtlinge galten einst als willkommen, um fehlende Fachkräfte zu ersetzen. Aber die Umsetzung dieser Idee läuft zäh.

Von Henrike Roßbach

Das Megathema der Politik ist derzeit die Migration, in der Wirtschaft ist es der Fachkräftemangel. Eine glückliche Fügung, könnte man meinen. Aber dem ist nicht so, im Gegenteil. Als 2015 die Flüchtlinge kamen, sahen nicht wenige Wirtschaftsvertreter in all jenen Menschen, die da über die Grenze strömten, vor allem eines: Potenzial für ein alterndes Land mit zu wenigen Fachkräften. Schnell aber zeigte sich, dass die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ein zähes Geschäft ist.

Heute haben zwar fast 300 000 Flüchtlinge Arbeit, deutlich mehr als vor einem Jahr. Eine halbe Million aber gilt noch als arbeitssuchend. Und von einem Zaubermittel gegen den Fachkräftemangel spricht niemand mehr.

Stattdessen achtet die Politik mit Akribie darauf, den Zuzug ausländischer Fachkräfte und den Zuzug von Flüchtlingen als völlig getrennte Welten darzustellen. Formal ist das korrekt. Doch in Zeiten, in denen eine restriktivere Flüchtlingspolitik die innenpolitische Agenda dominiert, steht schnell jede wirtschaftspolitisch sinnvolle Lockerung im Zuwanderungsrecht als unerwünschter "Pull-Faktor" unter Verdacht; als Lockmittel für die Falschen, sich auf den Weg nach Deutschland zu machen. Für das Fachkräfteeinwanderungsgesetz sind das keine guten Vorzeichen.

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