Arbeitsmarkt:Leerstellen

Das Jobwunder endet - weil es nicht mehr genug Mitarbeiter gibt.

Von Thomas Öchsner

Es sieht nach einer kleinen Krise aus: Erstmals seit sechs Jahren waren im Dezember 2019 mehr Menschen arbeitslos als ein Jahr zuvor. Die konjunkturelle Delle hat am rekordverwöhnten deutschen Arbeitsmarkt Spuren hinterlassen. Das Problem wird in Zukunft aber nicht darin bestehen, dass Stellen fehlen. Das Jobwunder "made in germany" wird enden, nicht weil die Unternehmen keine neuen Mitarbeiter einstellen, sondern weil sie keine mehr finden.

Früher wären in einer Abschwungphase viel mehr Stellen verloren gegangen. Zuletzt kamen aber immer noch neue Arbeitsplätze hinzu, obwohl die Zahl der Erwerbslosen leicht zulegte und die Konjunktur schwächelte. Das liegt daran, dass neue Jobs in der Erziehung, in der Pflege, im Gesundheitswesen entstehen - Branchen, die von konjunkturellen Schwankungen kaum beeinflusst sind. Das liegt aber auch an den Unternehmen, die in einer Durststrecke lieber auf Kündigungen verzichten, als Menschen zu verlieren, die sie später nicht mehr ersetzt bekommen. Denn das Angebot an Arbeitskräften dürfte kaum noch wachsen, gleichzeitig rückt die Rente für die Generation der Babyboomer näher.

Deutschland muss deshalb seine eigenen Ressourcen besser ausschöpfen, um die Knappheit an Arbeitskräften zu bekämpfen. Es ist gut, dass die Zahl der Schulabbrecher schon sinkt. Es ist richtig, Kurzarbeit und Weiterbildung zu verbinden. Aber mehr geht immer, zum Beispiel für Ganztagsschulen, besser ausgestattete Kitas oder Schulungsprogramme für Arbeitslose.

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