Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Grünen-Fraktion wirft dem schwarz-roten Senat vor, zu wenig für Auszubildende in der Stadt zu tun. „Man kann von einer Ausbildungskrise sprechen. Wir haben nicht genug Betriebe, die ausbilden, und viele Auszubildende brechen auch noch ab“, sagte Vize-Fraktionsvorsitzende Klara Schedlich der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist eine Katastrophe, wie das abläuft, das muss angegangen werden.“ Die Grünen fordern deshalb in einem Antrag, den sie im Landesparlament eingebracht haben, eine Reihe von Gegenmaßnahmen.
Dazu zählt, möglichst schnell ein Auszubildendenwerk zu gründen nach dem Vorbild der Studentenwerke an den Hochschulen. Das hatte Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) ins Gespräch gebracht. Schedlich kritisiert, dass es bisher bei Ankündigungen geblieben sei. „Wir hoffen, dass da was passiert.“
Grüne fordern die Ausbildungsumlage so schnell wie möglich
Zu langsam geht es den Grünen auch mit der Ausbildungsumlage, die der Senat für 2025 in Aussicht gestellt hat und auch nur für den Fall, dass bis dahin nicht 2000 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen wurden. Schedlich hält das für falsch: „Was der Senat macht, ist Verschleppung“, kritisiert die jugendpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. „Ich verstehe nicht, worauf wir warten, man sollte die Umlage endlich einführen.“
Für verzichtbar halten die Grünen dagegen das 11. Pflichtschuljahr für Schülerinnen und Schüler, die zum Ende der zehnten Klasse noch keinen Ausbildungsplatz oder andere berufliche Perspektiven vorweisen können. „Ich bin der Meinung, dass man stattdessen die Berufsorientierung in den Schulen endlich verbessern muss“, sagt Schedlich.
Frühe Berufsorientierung statt 11. Pflichtschuljahr
„Die CDU sagt: Wir müssen die Jugendlichen weiter in die Schule schicken, weil sie noch nicht orientiert genug sind. Aber es bringt nichts, das weiter nach hinten zu verschieben“, so die Grünen-Politikerin. Viel besser wäre aus ihrer Sicht eine möglichst frühe gute Berufsorientierung, die auch als eine Hauptaufgabe in den allgemeinbildenden Schulen verstanden werden müsse. Dazu zählten nicht zuletzt mehr Praktika.
Beim 11. Pflichtschuljahr, für das sich insbesondere Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) starkgemacht hat, sieht Schedlich außerdem noch praktische Probleme: „Die Bildungsverwaltung weitet die Schulpflicht aus, ohne genug Schulplätze bereitstellen zu können. Und die berufsbildenden Schulen, wo das stattfinden soll, sagen selbst, dass sie das nicht stemmen können.“ Es fehlten Personal und ein Konzept. „Das ist eine große Gefahr, weil das überhaupt nicht funktionieren kann.“
Grüne machen sich für Azubi-Mindestlohn stark
Und noch eine Forderung erheben die Grünen: Der allgemeine gesetzliche Mindestlohn sollte perspektivisch auch für Auszubildende gelten. „Das Problem ist, dass viele Auszubildende sich ihren Lebensunterhalt nicht leisten können, mit dem, was sie verdienen“, sagt Schedlich. „Was die Leute momentan bekommen, ist teilweise ein Witz.“
Auch in dieser Hinsicht könne die schnelle Einführung der Ausbildungsumlage hilfreich sein. „Wenn es kleinere Betreibe gibt, die das einfach nicht stemmen können, dann könnte man über die Umlage gehen und sicherstellen, dass das möglich ist.
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