Arbeitsmarkt:Gut beschäftigt trotz Corona

Arbeitsmarkt: Von Krise nichts zu spüren: Auf dem Bau wurde auch 2021 kräftig gehämmert und geschweißt.

Von Krise nichts zu spüren: Auf dem Bau wurde auch 2021 kräftig gehämmert und geschweißt.

(Foto: Edith Geuppert/dpa)

Im Pandemie-Jahr 2021 hat die Zahl der Arbeitnehmer insgesamt zugenommen. Übel mitgespielt hat die Krise hingegen vielen geringfügig Beschäftigten.

Von Roland Preuß, Berlin

Das Corona-Virus hat in Deutschland wie weltweit einen der heftigsten Wirtschaftseinbrüche seit vielen Jahren verursacht. Die Wirtschaftsleistung sank in der Bundesrepublik 2020 um mehr als fünf Prozent, ähnlich wie in der Schuldenkrise 2008/2009. Die Zahl der Arbeitslosen stieg deutlich. Mit der Erholung im vergangenen Jahr aber kehrten auch viele Jobs zurück. Die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat mittlerweile fast das Niveau des Vorkrisenjahres 2019 erreicht. Dies ergibt sich aus der Arbeitsmarktbilanz 2021, die das Statistische Bundesamt am Montag veröffentlicht hat.

Die Statistiker haben darin in Zahlen gegossen, welche Beschäftigten in der Pandemie vergleichsweise gut davongekommen sind und wer die Leidtragenden waren. Auffällig ist: Die Zahl der festen Stellen hat im abgelaufenen Jahr trotz weiterer Corona-Wellen zugenommen, was laut Bundesamt vor allem auf mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zurückgeht. Diese gelten als vergleichsweise gute Stellen, weil sie in der Regel eine gewisse Sicherheit haben durch Sozialversicherung und Kündigungsschutz. Millionen dieser Beschäftigten mussten während der Krise in die staatlich finanzierte Kurzarbeit, wurden so aber vor einer Kündigung bewahrt. Auf das ganze Jahr gesehen nahm die Zahl der Arbeitnehmer im Vergleich zu 2020 um 115 000 Menschen zu auf rund 41 Millionen.

Übel mitgespielt hat die Krise hingegen vielen geringfügig Beschäftigten, also Minijobbern und Leuten mit Zeitverträgen, die oft ihren Job verloren. Arbeitgeber können sie vergleichsweise einfach loswerden. In der Pandemie mussten sie den Puffer hergeben, wenn es nicht mehr so gut lief.

Selbständige litten unter heftigen Ausfällen

Einen Abwärtstrend stellten die Statistiker auch bei Deutschlands Selbständigen fest. Ihre Zahl sinkt bereits seit mehr als zehn Jahren, das Virus aber beschleunigte diesen Trend offenbar. Ihre Zahl sank gegenüber 2020 um 108 000 Menschen, das sind fast drei Prozent. Selbständige wie etwa Ladenbesitzerinnen, Wirte oder Künstler hatten besonders heftige Ausfälle, die nicht immer durch staatliche Hilfen ausgeglichen wurden.

Die Zahlen zeigen aber auch: Manche Branchen haben der Krise getrotzt oder sogar davon profitiert. Am Bau etwa betonierte und hämmerte man wie gehabt, die Branche hat die gesamte Pandemie hindurch weiter eingestellt. Und die Dienstleister können nach einem Einbruch 2020 für 2021 zumindest wieder etwas mehr Personal verzeichnen.

Das Statistische Bundesamt präsentierte nur Durchschnittszahlen für 2021, es gibt also ein eher grobes Bild wieder. Laut dem Arbeitsmarktexperten Hermann Gartner vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aber ging es auch während des Jahres 2021 bergauf am Arbeitsmarkt. "Während des vergangenen Jahres wuchs die Beschäftigung, auch die sozialversicherungspflichtigen Stellen", sagte er am Montag der Süddeutschen Zeitung. Selbst die neuen Corona-Maßnahmen nach dem Sommer hätten diesen Trend nicht umkehren können, sagte Gartner. "Die Erholung hat sich zwar verlangsamt, aber der Zuwachs ging auch im Herbst weiter."

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