Die Bauteile sind kaum größer als ein Körnchen Streusalz, aber sie leisten Beträchtliches: Winzige Sensoren sorgen in Smartphones dafür, dass das Handy erkennt, ob man es senk- oder waagerecht hält. Und sie können noch mehr. Mit ihnen lässt sich auch feststellen, wenn es etwa im Auto einen Aufprall gegeben hat. Oder wenn jemand schwer stürzt.
Diese neue Funktion hat Apple in einige seiner Computer-Uhren eingebaut und in die jüngste Smartphone-Baureihe iPhone 14. Kommt es zu einem vermuteten schweren Unfall, lösen die Geräte nach einer gewissen Zeit automatisch Alarm bei der nächstgelegenen Rettungsleitstelle aus. Die Sensoren alleine reichen allerdings nicht aus, um zu beurteilen, ob ein erfasstes Ereignis wirklich ein Eingreifen von Rettungsdiensten erfordert. Die Daten, die von den Sensoren geliefert werden, müssen auch von Software gedeutet werden.
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Und dabei scheint es noch Verbesserungspotenzial zu geben. In einigen US-Skigebieten, berichtete die New York Post vor Kurzem, sei die Zahl von Fehlalarmen im Dezember stark gestiegen. Im Greene County 911 Center im US-Bundesstaat New York, das Notrufe aus beliebten Skigebieten wie Windham und den Hunter Mountains entgegennimmt, habe es im Vergleich zu 2021 um 22 Prozent mehr Fehlalarme gegeben. Die neue Funktion hat Apple im Herbst eingeführt, weshalb man in der Notrufzentrale vermutet, die Zunahme könnte an Fehlalarmen durch Apple-Geräte liegen. Die Handys und Uhren starten nach einem vermuteten Unfall zwei Countdowns von jeweils zehn Sekunden, danach setzen sie automatisch einen Notruf ab.
In Deutschland scheint die Unfallerkennung von Apple noch kein größeres Problem zu sein. "Nur vereinzelt" komme es zu Fehlalarmen, sagt Christoph Forstner, Schichtleiter in der Rettungsleitstelle Weilheim, die für einige oberbayerische Skigebiete zuständig ist. Seiner Erfahrung nach bekommen die gestürzten Skifahrer oder Snowboarder es meist mit, wenn ihr Handy oder ihre Uhr sich nach einem Sturz meldet. Oder sie reagieren, wenn ein Mitarbeiter der Rettungsleitstelle bei ihnen anruft, um zu klären, ob Hilfe nötig ist. Nur wenn es überhaupt keine Reaktion gibt, entsendet die Leitstelle eine "Mindestkonfiguration an Rettungsmitteln". Im Falle eines möglichen Skiunfalls würde dann die Bergwacht alarmiert.
Fehlauslösungen gibt es aber nicht nur durch Handys und Uhren. Auch neuere Autos enthalten einen eCall genannten Unfallsensor samt Mobilfunkmodul, das den Rettern nach einem starken Aufprall wichtige Informationen automatisch übermittelt: Wie viele Personen saßen im Auto, um welches Auto handelt es sich, hat es einen Verbrennungsmotor oder einen E-Antrieb? Wenn möglich, werde über eine Sprachverbindung versucht zu fragen, ob Hilfe nötig ist, sagt Christoph Forstner.
Der Notruf kann auch durch einen Knopf im Auto ausgelöst werden, es kommt vor, dass Kinder ihn drücken, meist lasse sich das schnell klären, sagt Forstner. Er hat auch schon erlebt, wie die eCall-Funktion im Auto einen schweren Unfall schneller gemeldet habe als andere Verkehrsteilnehmer. Und überhaupt gilt seiner Meinung nach: "Lieber einmal zu viel alarmieren."