Apotheken:Ein großes Trostpflaster

Auch Jens Spahn wird die Digitalisierung nicht aufhalten.

Von Kristiana Ludwig

Wenn der letzte Bus abgefahren ist, die letzte Post geschlossen hat und auch noch der Landarzt in Rente geht - dann bleibt zumindest die Apotheke im Dorf. So ungefähr könnte man den Koalitionsvertrag lesen, in dem sich der frühere CDU-Gesundheitsminister Hermann Gröhe mit der Forderung verewigt hat, den Versandhandel rezeptpflichtiger Medikamente zu verbieten. Was klingt wie ein Dienst am Dorfleben, tut den Menschen in Wahrheit keinen Gefallen. Denn die kaufen längst in Onlineshops ein. Gerade auf dem Land könnte die Digitalisierung den Alltag erleichtern: mit Bussen, die man per App ruft, oder Ärzten, die Videosprechstunden geben.

Gröhes Nachfolger, Jens Spahn, sieht deshalb auch für Apotheken eine digitale Zukunft. Aber weil er Parteikollege Gröhes ist, sagt er das nicht laut. Er spricht lieber davon, digitale Händler mit den Apothekern "in Relation" zu setzen. Klar, Onlineshops sollen nicht überhandnehmen.

Als Trost dafür, dass er ihre Konkurrenz nicht verbietet, gibt er den Pharmazeuten jetzt eine gut bezahlte Hausaufgabe: Sie sollen sich neue, teure "Dienstleistungen" überlegen. Insgesamt spendiert Spahn 375 Millionen Euro aus Kassenbeiträgen. So will er das heikle Thema mit Geld lösen. Dabei könnte und sollte die Regierung das Land eh nicht vor der Digitalisierung bewahren.

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