Süddeutsche Zeitung

Apec-Gipfel:Mit dem Maserati durch das ärmste Land Asiens

Papua-Neuguinea ist ein ungewöhnlicher Ort für den Apec-Gipfel. Staats- und Regierungschefs treffen sich dort in einem armen und unsicheren Land. Selbst den Fuhrpark müssen sie mitbringen - und ernten dafür Kritik.

Von Arne Perras, Singapur

Australische Kampfjets donnern über den Himmel über Port Moresby, in die Bucht ist das US-Kriegsschiff USS Green Bay eingelaufen. Was aussieht, wie eine militärische Invasion unter Palmen, soll Sicherheit schaffen für den Apec-Gipfel. Er tagt in diesem Jahr in Papua-Neuguinea, dem ärmsten Mitglied im Club der 21 Pazifik-Anrainer. Eine kühnere Ortswahl wäre kaum denkbar gewesen.

Am Wochenende fliegen die Staats- und Regierungschefs ein, um darüber zu beraten, wie man die Wirtschaft in Zeiten von Strafzöllen und Handelskrieg wieder flott bekommt. Doch Port Moresby hat nichts, was man für einen solchen Gipfel braucht. Deshalb ist es sehr aufwändig, das Treffen dort zu stemmen. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass dafür eine Milliarde US-Dollar nötig sind. Premier Peter O'Neill sagt, der Nutzen für die Nation sei weitaus größer als die Kosten. Die Regierung wollte den Gipfel haben, sie sieht ihn als Werbung, um mehr Investoren anzulocken, das Land zu entwickeln. Doch alleine wird Papua-Neuguinea die Rechnungen niemals begleichen können.

Als Symbol gelungener Globalisierung taugt Port Moresby kaum, eher schon ist die Stadt eine Mahnung, was schiefläuft. Reicher kann ein Land an Bodenschätzen kaum sein, internationale Bergbaukonzerne schürfen überall. Und doch bleibt die große Mehrheit bitterarm, die viele kleinen indigenen Völker, die alle ihre eigenen Sprachen und Bräuche haben, kämpfen noch damit, den Sprung aus einer Welt des Geisterglaubens in das digitale Zeitalter zu schaffen. Das ist weit, sehr weit für die Psyche eines Menschen.

Ausländer haben in Port Moresby ohne Sicherheitseskorten nichts zu lachen. Kriminelle Gangs, die Raskols, beherrschen die Straßen, arbeitslose junge Männer, entwurzelt und ohne Perspektive. Deshalb werden 1500 australische Spezialkräfte die lokalen Polizisten verstärken, sie beziehen Position in der Stadt, um die VIPs abzuschirmen. Drei Kreuzfahrtschiffe vor der Küste dienen als Hotels - die Organisatoren schaukeln ihre Gäste lieber draußen auf den Wellen, weil sich das Elend und die Gewalt so besser auf Abstand halten lassen.

An überflüssigen Gipfel-Accessoires herrscht kein Mangel. Drei Bentley Flying Spurs und 40 Maseratis wurden rechtzeitig angeliefert. Diese Autos kosten mehr als 200 000 Dollar das Stück, weshalb es nicht ganz überraschend ist, dass sich nun Empörung breit macht. Die einen finden den zur Schau gestellten Luxus obszön in einem Land, das einen chronischen Gesundheitsnotstand erlebt, ohne ausreichende Hilfe gegen Tuberkulose oder Polio. Ganz abgesehen von der Frage, wer in den Luxusschlitten herumfahren soll. Angesichts der brutalen Überfälle in Port Moresby dürften es hochrangige Gäste vorziehen, sich in gepanzerten Fahrzeugen herumkutschieren zu lassen. Schließlich tagt Apec dieses Jahr in der gefährlichsten Stadt Asiens.

Was die Mehrheit der Einheimischen über das Spektakel denkt, wird man nie erfahren, sie leben abgeschieden in den Bergen und Urwäldern, viele Tagesmärsche von der nächsten Stadt entfernt. Nach Apec wird für sie so sein wie vor Apec. Nur dass der Staat um einige Maseratis und Bentleys reicher ist. Die Globalisierung reicht eben doch bis in die entlegensten Winkel der Welt.

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