Was Donald Trump alles zerschlagen kann, haben die asiatischen Staaten nach seinem Wahlsieg schnell gelernt. Mit großer Lust zertrümmerte der US-Präsident das strategische Vermächtnis seines Vorgängers Barack Obama im Pazifik. Trump ließ das große Freihandelsabkommen, die Transpazifische Partnerschaft (TPP), platzen. Aber was hat er nun eigentlich stattdessen zu bieten? In Asien kreisen die Debatten seit Monaten um die Schlüsselfrage, wie weit Trump einen US-Isolationismus eigentlich treiben wird.
Will er tatsächlich zulassen, dass China immer stärker in das Vakuum vorstößt, das ein um sich selbst kreisendes Amerika hinterlässt? Als Trump also beim Apec-Gipfel in Vietnam ans Rednerpult trat, rätselten alle, was er noch aus dem Hut zaubern könnte, um die Sorgen im Saal zu mindern.
Der US-Präsident begann mit großen Schmeicheleien, er lobte einen asiatischen Staat nach dem anderen für den wirtschaftlichen Aufschwung. Aber dann machte er auch deutlich, dass er den Trümmerhaufen namens TPP nicht wieder kitten will. Stattdessen lud er jeden Staat einzeln ein, bilaterale Handelsabkommen mit den USA auszuhandeln. Das signalisiert zwar keinen kompletten Rückzug, aber eben doch Fragmentierung statt wachsender Vernetzung. Solche Signale sind kaum geeignet, um verloren gegangenes Vertrauen in die USA zurückzugewinnen.
Chinas Präsident Xi nutzt seine Rede, um sich deutlich von Trump abzugrenzen
Gerade Regierungen kleinerer Länder haben Anlass zu grübeln, ob sie von solchen Deals mit der Supermacht USA tatsächlich derart profitieren können, wie Trump es verspricht. Ironischerweise wird die Rede des US-Präsidenten die Staaten der Region eher an das altbekannte Vorgehen Chinas erinnern. Viele Regierungen haben erlebt, wie Peking sein Schwergewicht in bilateralen Verhandlungen einsetzt, um seine Dominanz zu festigen. Zuletzt haben das die Philippinen zu spüren bekommen, als Präsident Rodrigo Duterte das Gespräch mit Peking suchte, aber dann doch feststellen musste, dass sich China keinen Millimeter im Inselstreit bewegt.
Chinas Präsident Xi Jinping nutzte seine Rede in Da Nang, um sich deutlich von Trumps Auftritt abzusetzen. Er warb im scharfen Kontrast zu den Vorschlägen des Amerikaners nun um den Aufbau eines globalen Netzwerks von Freihandelszonen. Er beschwor eine ökonomische Globalisierung, die mehr Offenheit, mehr Balance und mehr Nutzen für alle bringen soll. Es war, als würden Peking und Washington plötzlich die Rollen tauschen. China gibt nun den Wächter über den Multilateralismus, während Trump so tut, als gäbe es in einem größeren Kreis von Staaten eigentlich gar nichts mehr zu verhandeln.
Trump war bemüht, seine Vorschläge nicht allzu harsch klingen zu lassen. "Ich nenne es den indopazifischen Traum", rief er seinen Zuhörern in Da Nang zu. Zu diesem Traum gehört es laut Trump, dass die Vereinigten Staaten ihre Souveränität wahren können, indem sie sich künftig keinen unfairen Handelsabkommen mehr unterwerfen. Doch offen bleibt, wer eigentlich bestimmt, was unfair ist und was nicht. Trump verspricht Abkommen, die beiden Seiten nützen. Aber das ist nicht sehr wahrscheinlich bei einem großen Gefälle der Macht, wenn ein kleiner Staat alleine mit einem großen verhandelt.
Das Wort "Indopazifik" fällt einige Male in Trumps halbstündiger Rede, offenbar will er mit dem Begriff die militärische Rolle Indiens im künftigen Kräftespiel der Mächte betonen. Indirekt beschreibt er damit das Ziel der Eindämmung Chinas durch ein Erstarken Delhis. Vielleicht eine Beruhigungspille für jene Staaten, die sich vor den maritimen Vorstößen Pekings fürchten. Kurz legte Trump ein Bekenntnis zur freien Navigation auf den Meeren ab, wie es auch Obama immer betonte. Dies ist ein Signal, dass Washington sich weiter als Schutzmacht des globalen Handels betrachtet, auch wenn Trump ihn auf ganz andere Weise formen will als Obama.