Samaras zu Besuch bei Merkel:Erst der Troika-Bericht, dann sehen wir weiter

Griechenland braucht "Zeit zum Atmen", so sagt es der frischgewählte Premier Samaras in Berlin. Doch Kanzlerin Merkel will ihm offenbar vorerst keinen Aufschub gewähren. Sie möchte erst den Bericht der Troika abwarten, bevor über weitere Schritte beraten wird. Merkel macht damit ein weiteres Mal klar: An die deutschen Hilfen sind Erwartungen geknüpft.

Jeden Tag, so erzählt Angela Merkel nach dem heutigen Treffen mit dem griechischen Premier Antonis Samaras in Berlin, lese sie die griechische Presseschau, um zu sehen, wie die Griechen die Euro-Krise erleben. Sie berichtet von der völlig unterschiedlichen Wahrnehmung der Euro-Krise in dem verschuldeten Staat - und in ihrem eigenen Land.

Wie die Empfindsamkeiten liegen, weiß jeder interessierte Zeitungsleser: Auf der einen Seite sind da die Deutschen, die den Griechen gern unterstellen, nicht voran zu kommen, nicht genug zu sparen. Und auf der anderen Seite sind eben die Griechen, die sich von den Auflagen ihrer Geldgeber gegängelt und erdrückt fühlen. Dabei seien diese, sagt Merkel nun, nicht gemacht worden, um den Menschen in Griechenland immer mehr Beschwernisse aufzubürden, sondern damit Strukturreformen zu einem Aufschwung führen.

Doch wie bringt man diese zwei völlig unterschiedlichen Sichtweisen auf die Krise nun zusammen? Merkel versucht es mit Idealismus: "Der Euro ist mehr als nur eine Währung - er ist die Idee des geeinten Europas." Die Kanzlerin betont weiter, dass sie Griechenland als Teil der Euro-Zone sehe. Deutschland sei bereit, die neue griechische Regierung bei allen nötigen Schritten zu unterstützen, die die Lage in dem verschuldeten Land verbesserten.

Genau darum geht es auch dem neuen griechischen Premier Samaras. Er reist derzeit durch die europäischen Hauptstädte und wirbt dafür, seinem Land mehr Zeit bei der Umsetzung der Reformen und einen Aufschub bei den Sparvorgaben zu geben. Griechenland habe enorme, leider brachliegende Ressourcen, sagt Samaras in Berlin. Sein Land benötige Chancen zum Wachstum. "Wir wollen nicht mehr Hilfen, wir haben nicht nach mehr Mitteln gefragt, sondern wir brauchen Zeit zum Atmen."

Darauf will sich Merkel vorerst aber offenbar nicht einlassen. Sie macht vielmehr klar, dass die deutsche Unterstützung mit Erwartungen verbunden sei. "Die Euro-Staatschuldenkrise hat etwas zu tun mit verlorengegangenem Vertrauen", sagt sie. Das müsse man nun wiedergewinnen. Von Griechenland werde deswegen erwartet, dass die gemachten Zusagen umgesetzt werden und den Worten Taten folgen. Im Klartext heißt das: Erst muss der Troika-Bericht über die Reform-Fortschritte des verschuldeten Staates abgewartet werden, der im September vorliegen soll. Und dann erst können Griechenland und seine Geldgeber über weitere Schritte beraten.

Samaras gibt sich in dieser Frage betont zuversichtlich. Er sei überzeugt, dass der Troika-Bericht die Reformanstrengungen seiner Regierung anerkennen werde. Die Troika werde "signalisieren, dass die Regierung sehr schnell Ergebnisse erreichen wird". "Wir sind ein sehr stolzes Volk", sagte Samaras. "Wir mögen es nicht, von geliehenem Geld abhängig zu sein."

Die Skepsis steigt

Unmittelbar vor dem Besuch von Samaras hatten führende Politiker der schwarz-gelben Koalition eine Lockerung der Reformauflagen für das pleitebedrohte Land erneut abgelehnt. "Weder in der Zeit noch in der inhaltlichen Position kann nachverhandelt werden", sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder im ZDF-Morgenmagazin. Für die Währungsunion wäre es kein Problem, wenn Griechenland die Euro-Zone verlassen würde. "Wir haben mit den ganzen Rettungsschirmen, die wir aufgebaut haben, doch erhebliche Möglichkeiten, damit eine Ansteckung nicht stattfindet."

Bundeskanzlerin Merkel trifft griechischen Ministerpraesidenten Samaras

Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Treffen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Antonis Samaras.

(Foto: dapd)

Merkel hatte zuvor zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten François Hollande Griechenland aufgefordert, am Sparkurs festzuhalten und auf dem Reformweg voranzugehen. An diesem Samstag kommt Samaras in Paris zu Gesprächen mit Hollande zusammen.

Der Reigen bilateraler Treffen in der Euro-Zone setzt sich auch in den kommenden Tagen fort: Der italienische Ministerpräsident Mario Monti besucht am Mittwoch Kanzlerin Merkel in Berlin. Merkel ist zudem am 6. September zu einer deutsch-spanischen Wirtschaftskonferenz in Madrid und wird dort auch Regierungschef Mariano Rajoy treffen.

Auch der französische Präsident François Hollande reist demnächst nach Spanien. Hollande werde am kommenden Donnerstag mit Rajoy zusammentreffen, hieß es aus dem Umfeld des französischen Staatschefs. Vorgesehen ist auch ein Besuch Hollandes in Rom Anfang September.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: