Anti-Terror-Kampf:Ankara grollt

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Die Türkei wirft den USA vor, sie nicht genügend im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat zu unterstützen. Sie hofft auf einen Strategiewechsel unter Trump.

Von Mike Szymanski

Die Türkei sehnt den Wechsel zu Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten herbei. In den letzten Tagen der Amtszeit von Barack Obama hat das türkisch-amerikanische Verhältnis erheblich gelitten. Aus Ärger darüber, dass die US-geführte Allianz gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeblich den Kampf türkischer Soldaten gegen die Extremisten nicht ausreichend unterstützt, hält sich Ankara offen, ihr künftig den Luftwaffenstützpunkt Incirlik zur Verfügung zu stellen. "Die Macht, Incirlik zu schließen, bleibt in unseren Händen", sagte Präsidentensprecher Ibrahim Kalın. Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hatte zuvor ebenfalls fehlende Unterstützung beklagt. "Unsere Leute fragen sich, warum benutzen sie den Incirlik-Flughafen", wenn sie keine Luftunterstützung "in der für uns wichtigsten Operation liefern". Çavuşoğlu sprach von einer "Vertrauenskrise". Nun ruhten die Hoffnungen auf dem designierten Präsidenten Donald Trump, erklärten mehrere Regierungsmitglieder.

Aus Sicht Ankaras setzten die USA auf den falschen Verbündeten. Die Allianz bedient sich im Kampf gegen den IS in Nordsyrien der Kurdenmiliz YPG. Sie wird wegen ihrer Nähe zur Terrororganisation PKK wiederum von der Türkei bekämpft. Die PKK verübt seit Monaten Anschläge. Der türkische Verteidigungsminister Fikri Işık sagte am Freitag, sein Land und die ganze Region müssten dafür einen hohen Preis zahlen. Die US-Armee hob die Bedeutung von Incirlik für die Anti-IS-Koalition hervor. Der Stützpunkt habe einen "unschätzbaren Wert", sagte der Koalitionssprecher John Dorrian in Bagdad. Die ganze Welt werde sicherer durch die Einsätze, die von Incirlik geflogen würden.

Die Türkei hatte im Juni 2015 dem Drängen der USA nachgegeben, Incirlik für den Anti-Terror-Kampf zur Verfügung zu stellen. Das war ein Wendepunkt in ihrer Syrienpolitik. Ankara hatte damit seine ambivalente Haltung zu den islamistischen Gruppen revidiert.

Im Rahmen des internationalen Einsatzes sind auch Aufklärungsflugzeuge der Bundeswehr auf dem Stützpunkt am Rande der südtürkischen Großstadt Adana stationiert.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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