Anti-Terror-Einsatz:Irak will mehr Waffen

Bagdads Premier Abadi fordert vom Westen größere Unterstützung - und Washington liefert.

Von Stefan Braun, Paris

Unter wachsenden internen Spannungen sind in Paris die Kernstaaten der gegen den Islamischen Staat (IS) kämpfenden Koalition zusammengekommen. Unmittelbar vor dem Treffen warf der irakische Regierungschef Haider al-Abadi den westlichen Partnern vor, sein Land zu wenig zu unterstützen. Es gebe vor allem zu wenig Waffen und sonstige Ausrüstung. ,,Wir haben fast nichts bekommen'', sagte Abadi in einem Interview. Außerdem betonte er, dass die bisherige Strategie des Westens im Umgang mit IS gescheitert sei.

Damit reagierte Abadi offenkundig auf Kritik aus den USA. Deren Verteidigungsminister Ashton Carter hatte der irakischen Armee zuletzt mangelnde Kampfbereitschaft vorgeworfen. Insbesondere der Verlust der Stadt Ramadi an die Terrormilizen nährt die Befürchtung, dass die irakische Armee zu unentschlossen vorgeht und allzu schnell aufgibt, wenn sie sich an einer bestimmten Front eines Erfolges nicht mehr sicher sein kann.

Auf der Konferenz waren kritische Töne nicht zu hören. Der Vertreter des erkrankten Außenministers John Kerry, Antony Blinken, betonte allerdings, dass ein Erfolg nur möglich sei, wenn man ,,entschlossen, geeint und fokussiert'' in den Kampf gegen den IS ziehe. Das wurde als Botschaft an Abadi gelesen, nicht länger über Strategie und Geschlossenheit zu streiten.

Abadi betonte, sein Land brauche mehr Unterstützung, insbesondere im psychologischen Konflikt mit der Terrororganisation. Diese sei nicht im Irak entstanden und rekrutiere mittlerweile mehr Kämpfer aus dem Westen als aus dem Irak. Abadi räumte ein, dass es neben Erfolgen auch Rückschläge gebe. Umso wichtiger sei es, künftig mit noch größerem Einsatz gemeinsam zu kämpfen. ,,Wir können Opfer bringen, aber die Koalition muss uns helfen'', so Abadi. Blinken kündigte an, die US-Seite werde noch in dieser Woche einen Wunsch Bagdads erfüllen und mit der Lieferung von panzerbrechenden Raketen beginnen. Hintergrund ist, dass die Terrormiliz zunehmend bei Selbstmordanschlägen mit Sprengstoff gefüllte Panzer in Kasernen und andere Einrichtungen lenkt.

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(Foto: AFP)

Bei den Gesprächen in Paris wurde deutlich, wie groß die Sorge vor einem Scheitern der irakischen Armee ist. Die jüngsten Erfolge der IS-Milizen in der Stadt Ramadi nähren die Furcht, dass das brutale Vorgehen der Terrormilizen auch in der gut gerüsteten irakischen Armee gravierende Folgen hat. Bilder vom grausamen Umgang der Milizen mit Gefangenen führen offenbar immer wieder dazu, dass Soldaten der regulären Armee Bagdads eher flüchten als kämpfen, wenn sie eine Niederlage nicht mehr ausschließen können.

Mit Sorge und Hoffnung wird in der Koalition verfolgt, dass offenbar auch die syrische Armee im Kampf gegen den IS in die Defensive gerät. Insbesondere der Verlust der historischen Stätten von Palmyra führt dazu, dass sich die Sorge um einen Zerfall Syriens mit der Hoffnung verknüpft, dass das Regime in Damaskus doch noch bereit sein könnte, sich auf Verhandlungen über einen Machtwechsel einzulassen. Insbesondere der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier drang darauf, die Bemühungen der Vereinten Nationen um echte Verhandlungen mit Damaskus zu unterstützen.

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