Auch Hasna Aitboulahcen war dem Staatsschutz bekannt, mehrmals hatte sie dem französischen Staat im Internet gedroht und ihren Willen kundgetan, in den Dschihad zu ziehen. "Jver biento aller en syrie inchallah", postete sie auf Facebook, "ich werde bald nach Syrien gehen, so Gott will". Sie wurde offenbar abgehört, womöglich kamen die Ermittler über sie auf die Spur der Wohnung und Abaaouds.
Kurz bevor sie sich in die Luft sprengt, macht sie noch einen Anruf mit einem Handy, womöglich um weitere Komplizen zu warnen. Auch die Wohnung hatte die Polizei wohl überwacht wegen Drogendelikten; der Eigentümer sagt nach seiner Festnahme, er habe lediglich jemandem einen Gefallen getan, der gebeten habe, Freunde für ein paar Tage dort unterbringen zu dürfen.
Eine hübsche junge Frau, ein bisschen planlos
Französische Medien haben die Spur von Hasna Aitboulahcen nach Creutzwald verfolgt, Département Moselle in Lothringen. Ihr Vater hat dort bis vor ein paar Monaten gelebt; die Tochter kam öfter zu Besuch. Der Mann soll wieder in Marokko sein. Nachbarn erinnern sich an eine "extrovertierte" Frau, die Alkohol getrunken habe, eine hübsche junge Frau, die ein bisschen planlos gewirkt habe. Als "femme cow-boy" kannte man sie, weil sie immer einen großen Hut trug. Doch das ist lange her. Seit fünf Jahren, sagen die Leute, habe man sie in Creutzwald nicht mehr gesehen.
Wann und wie genau sie sich radikalisiert hat, ist nicht klar; bis 2012 hatte sie noch in Épinay-sur-Seine gearbeitet, zehn Kilometer nördlich von Paris. Doch scheint ihre Zuwendung zum radikalen Islam in die gleiche Zeit zu fallen, als ihr Cousin in Belgien das Interesse an Drogen und Kleinkriminalität verlor und zum Dschihadisten wurde.
Er scheute sich nicht, Familienmitglieder für den Dschihad zu rekrutieren, nahm seinen damals 13 Jahre alten Bruder Younes mit nach Syrien. Seine Reisen zwischen dem Kriegsgebiet an der Levante und Europa versuchen die Ermittler gerade zu rekonstruieren.