Anti-Terror-Einsatz:Belgien mobilisiert Militär

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Soldaten vor einer Synagoge in Antwerpen. Bis zu 300 Militärs sollen nun die Polizei unterstützen. (Foto: AP)
  • Die Polizei in Belgien hat drei weitere Terrorverdächtige in Gewahrsam genommen.
  • Bis zu 300 Soldaten sollen von Samstag an in Belgiens größten Städten patrouillieren.
  • Medienberichten zufolge läuft die Fahndung nach dem mutmaßlichem Kopf der belgischen Terrorzelle.
  • Der 27-Jährige soll sich in Syrien dem IS angeschlossen haben und könnte sich in der Türkei oder in Griechenland aufhalten.

Soldaten sollen Polizei unterstützen

Die Polizei in Belgien hat drei weitere Terrorverdächtige in Gewahrsam genommen. Sie hätten Polizisten bedroht, teilten die Behörden mit. Zwei Männer seien am späten Freitagabend im Brüsseler Stadtteil Molenbeek gefasst worden. Ein weiterer Mann sei in der belgischen Hauptstadt festgenommen worden, als er versuchte, auf einen Polizeioffizier zu schießen.

In Brüssel bewachten am Samstag sechs Soldaten das Jüdische Museum, wo ein Attentäter im Mai vorigen Jahres vier Menschen ermordet hatte. Militär unterstützte die Polizei auch in Antwerpen, vor allem im jüdischen Viertel und in den ohnehin stark gesicherten Straßenzügen, wo traditionell der Diamantenhandel abgewickelt wird.

Am Morgen hatte die Regierung angekündigt, bis zu 300 Soldaten in den großen Städten einzusetzen. Ihre Hauptaufgabe sei die Bewachung verschiedener Punkte. In Verviers im Osten des Landes waren am Donnerstagabend zwei Terrorverdächtige von der Polizei getötet worden. Nach Angaben der Ermittler wollten die Verdächtigen Polizisten auf der Straße oder in Kommissariaten töten. Mehrere von ihnen seien im Syrien-Krieg gewesen.

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Der Anti-Terror-Einsatz im ostbelgischen Verviers soll einen Anschlag verhindert haben. In Belgien ist die Islamisten-Szene stark - von hier reisen viele Kämpfer zum Dschihad nach Syrien. Dafür gibt es Gründe, die nichts mit Religion zu tun haben.

Von Jannis Brühl

27-jähriger Belgier gilt als Kopf der Terrorzelle

Wie die Zeitung La Dernière Heure berichtete, wird mit Hilfe der US-Bundespolizei FBI inzwischen nach dem 27-jährigen Abdelhamid Abaaoud gefahndet, der demnach als "Auftraggeber und Chef" der Islamistenzelle gilt. Der Belgier mit marokkanischen Wurzeln, der im Brüsseler Stadtteil Molenbeek aufwuchs, soll sich dem Bericht zufolge in Syrien der Dschihadisten-Organisation Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben.

Die belgischen Sicherheitskräfte hatten am Donnerstag bei landesweiten Razzien die Islamistenzelle in Verviers unweit der deutschen Grenze ausgehoben. Danach wurden in Belgien insgesamt 13 Personen festgenommen, in Frankreich zwei. Fünf Verdächtige waren bis Freitagabend vor den Haftrichter gekommen. Drei von ihnen wurden in Untersuchungshaft genommen und zwei unter Auflagen freigelassen.

Abaaoud ist in mehreren IS-Videos zu sehen

Wie der Fernsehsender VTM berichtete, kamen die Ermittler der Islamistenzelle zwischen Weihnachten und Neujahr über abgehörte Telefonate auf die Spur. Abaaoud kommunizierte demnach über den inhaftierten Bruder eines der beiden am Donnerstag Getöteten mit der Islamistenzelle. Demnach wurden die Telefonate von Griechenland aus geführt.

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Kommentar von Cerstin Gammelin

Wie La Dernière Heure berichtete, könnte sich Abaaoud auch in der Türkei aufhalten. Die belgische Generalstaatsanwaltschaft wollte die Berichte auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren.

Abaaoud ist in mehreren IS-Propaganda-Videos zu sehen. Im einem Video fährt er ein Auto, das vier verstümmelte Leichen hinter sich her zieht. Im Sommer sorgten in Belgien Fotos seines 13-jährigen Bruders für Aufsehen, auf denen der Junge mit Waffen posiert. Er soll seinem älteren Bruder nach Syrien gefolgt sein.

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