Süddeutsche Zeitung

Anschlagspläne:Bundeswehr-Offizier unter Terrorverdacht

  • Ein mutmaßlich rechtsradikaler Bundeswehrsoldat, der sich als Flüchtling und Syrer ausgab, soll einen Anschlag geplant haben.
  • Am Mittwoch hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft den 28-Jährigen festnehmen lassen.
  • Der Verdächtige ist Oberleutnant in einem Jägerbataillon, das zur Deutsch-Französischen Brigade gehört.

Von Christoph Hickmann und Ronen Steinke

Schon öfter standen die deutschen Asylbehörden in der Kritik, weil sie zu leichtgläubig den Angaben von Menschen vertrauen würden, die sich als Flüchtlinge aus Syrien ausgeben. Einen derart kuriosen Fall aber gab es bisher noch nicht. Offenbar schon seit Anfang 2016 bezieht ein Mann in Bayern monatliche finanzielle Leistungen aus der staatlichen Flüchtlingshilfe, obwohl er in Wahrheit weder Flüchtling noch Syrer ist. Sondern ein in Offenbach geborener und aufgewachsener Deutscher, ein mutmaßlich rechtsradikaler Bundeswehrsoldat, der zudem in seiner Freizeit verbotswidrig Kriegswaffen gehortet haben soll, wie die Frankfurter Staatsanwaltschaft glaubt.

An diesem Mittwoch haben die Strafverfolger den 28-Jährigen festnehmen lassen, wie am Donnerstag bekannt wurde. Die Ermittler sehen Anhaltspunkte dafür, dass der Mann einen fremdenfeindlich motivierten Anschlag plante.

Seit Januar 2016 bezog der Soldat staatliche Leistungen

Der Verdächtige ist 28 Jahre alt und als Oberleutnant der Bundeswehr stationiert bei einem Jägerbataillon. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung meldete er sich Ende Dezember 2015 bei den Behörden in Offenbach mit einem Asylbegehren. Dort sei er zum ersten Mal erkennungsdienstlich behandelt worden, heißt es aus Behördenkreisen. Er habe sich dort "David Benjamin" genannt.

Von Offenbach aus wurde er den Informationen zufolge an eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Gießen verwiesen, von der aus er nach Bayern geschickt wurde. Seit dem 14. Januar 2016 sei er einer Flüchtlingsunterkunft im bayerischen Landkreis Erding zugewiesen, hieß es weiter. Im November 2016 sei er dann unter seinem Aliasnamen Benjamin in Nürnberg im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angehört worden. Die Anhörung war offenbar auf Französisch, da er angab, dass er kein Arabisch spreche, sondern nur Französisch. Seine Familie, soll er angegeben haben, sei französischer Abstammung, er sei syrischer Christ. In der Anhörung soll er angegeben haben, über die Balkanroute nach Deutschland gekommen zu sein, größtenteils zu Fuß. Dokumente habe er keine mehr.

Seit Januar 2016 bezog der Verdächtige staatliche Leistungen, nach Angaben aus Behördenkreisen zuletzt 409 Euro im Monat. Das Geld wurde auf ein Konto eingezahlt. Nach Angaben aus Behördenkreisen wurde die zugehörige Geldkarte ausschließlich im Raum Erding eingesetzt.

Der Verdächtige ist Oberleutnant in einem Jägerbataillon, das zur Deutsch-Französischen Brigade gehört und im elsässischen Illkirch-Graffenstaden stationiert ist. Er befand sich zuletzt auf einem Lehrgang im fränkischen Hammelburg, wo er festgenommen wurde. Für eine Stellungnahme waren er oder ein rechtlicher Vertreter bislang nicht erreichbar.

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SZ.de/fued/cat/stein
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