Anschlag in Tel Aviv:In Israel ist der Terror heimisch geworden

Anschlag in Tel Aviv: Soldaten kontrollieren Autos auf dem Weg nach Jatta. Die Attentäter sollen aus dem Ort stammen.

Soldaten kontrollieren Autos auf dem Weg nach Jatta. Die Attentäter sollen aus dem Ort stammen.

(Foto: AFP)

Vier Menschen sind in Tel Aviv von palästinensischen Attentätern erschossen worden. Israel kann vor dem Terror nicht kapitulieren. Aber wie kann es ihn besiegen?

Kommentar von Peter Münch, Tel Aviv

Nach der Polizei kommen die Putzkräfte, und am Morgen danach sitzen am Anschlagsort schon wieder die Café-Besucher. Vier Menschen sind am Mittwochabend im belebten Tel Aviver Sarona-Viertel von zwei palästinensischen Attentätern erschossen worden, 16 weitere wurden verletzt - und was bleibt von diesem Blutbad, ist vor allem die Frage: Wann kommt der nächste Anschlag?

Eine schreckliche Routine hat sich eingestellt im Umgang mit der Gewalt, denn der Terror hat schon lange eine Heimstatt gefunden in Israel. Immer neue Wellen überziehen das Land, und seit dem vorigen Oktober ist es wieder einmal besonders schlimm. Die Angreifer kommen mit Messern, aber immer häufiger auch mit Schusswaffen. Dagegen ist kein Kraut gewachsen, und auch der beste Sicherheitsapparat kann keine Sicherheit schaffen.

Eingestehen aber will sich das niemand. Im Gegenteil: Nach jedem Anschlag überbieten sich die Politiker darin, neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Gewalt anzukündigen. Auch nun sind Premierminister Benjamin Netanjahu und sein Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sofort zum Anschlagsort geeilt. Angekündigt wurden "offensive und defensive Schritte" gegen die Terrorgefahr, ins Heimatdorf der beiden Attentäter im Westjordanland rückte bereits die Armee ein. Das Sicherheitskabinett tagt, Tatkraft wird suggeriert, doch all das ist genauso zur Routine geworden wie die raschen Aufräumarbeiten an den Anschlagsorten.

Natürlich kann Israel nicht kapitulieren vor dem Terror. Aber es wird auch den Terror nicht mit Gewalt besiegen können. Der einzige Weg führt über einen Ausgleich mit den Palästinensern. Aber solange nicht geredet und verhandelt wird, wird gewiss immer wieder geschossen.

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