Anschlag in London:"Ein weiterer bestialischer Angriff"

Politiker weltweit reagieren bestürzt auf den Anschlag in London. US-Präsident Trump nutzt die Attacken auch für eigene Zwecke.

Bei einem Anschlag auf der London Bridge sind am Samstagabend sieben Menschen getötet worden, etwa 50 weitere wurden verletzt. Die Polizei geht von einem Terroranschlag aus. Politiker im Land sind geschockt, Staatschefs aus der ganzen Welt haben dem Vereinigten Königreich ihre Unterstützung zugesagt.

Der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, sprach von einer "vorsätzlichen und feigen Attacke". Es gebe keine Rechtfertigung für solche barbarischen Taten. In einem Radiointerview mit der BBC sagte er, es handle sich um einen Angriff auf den westlichen Lebensstil. "Sie hassen, dass wir am Samstagabend ausgehen. Sie hassen es, dass wir eine Parlamentswahl abhalten." Noch ist allerdings die Identität der Attentäter nicht bekannt. Ebenso ist unklar, ob es einen islamistischen Hintergrund gibt.

Die britische Innenministerin Amber Rudd nannte den Angriff "entsetzlich". Dieser habe sich gegen Menschen gerichtet, die sich mit ihren Freunden und Familien amüsiert hätten. Unter diesen "schwierigen und traumatischen Umständen" sei sie vor allem der Polizei und den Sicherheitskräften für ihren schnellen Einsatz dankbar, so Rudd.

Die britische Premierministerin Theresa May verurteilte Taten als "grauenvoll". Die Tat werde als "möglicher Terrorakt" behandelt, erklärte die Regierungschefin. May berief eine Sondersitzung des Sicherheitskabinetts ein. Später erklärte sie mit Blick auf den islamistischen Hintergrund der letzten Anschläge, es gebe "viel zuviel Toleranz für Extremismus in unserem Land". Es gebe "viel zuviel Toleranz für Extremismus in unserem Land". May forderte mehr Überwachung für Internet und Messengerdienste. Der "Cyberspace" biete Extremisten einen Rückzugsort für ihre Machenschaften.

Der britische Oppositionsführer und Chef der Labour-Partei, Jeremy Corbyn, dankte der Polizei und den Rettungskräften und sprach den Angehörigen und Verletzten seine Anteilnahme aus. "Wir alle sind geschockt und entsetzt", schrieb Corbyn auf Twitter.

US-Präsident Donald Trump schrieb auf Twitter: "Was auch immer die Vereinigten Staaten tun können, um in London und im Vereinigten Königreich zu helfen, wir werden da sein". Noch in der Nacht telefonierte Trump mit Premierministerin May und sprach ihr sein Mitgefühl aus. In einem ersten Tweet kurz nach der Nachricht über die Vorfälle hatte der Republikaner betont, dass die USA "smart, wachsam und hart" sein müssten. So brauche das Land als eine zusätzliche Schutzmaßnahme die von ihm verfügten - und von Gerichten blockierten - Einreiseverbote, schrieb Trump. Sie sehen unter anderem befristete Visasperren für Menschen aus mehreren mehrheitlich muslimischen Ländern vor. Trump forderte: "Die Gerichte müssen uns unsere Rechte zurückgeben!"

Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich bestürzt über die Tat. "Ich denke in diesen Stunden in Anteilnahme und Solidarität an unsere britischen Freunde und an alle Menschen in London", sagte sie am Sonntagmorgen. "Meine Gedanken sind bei den Opfern des Anschlags und ihren Familien." Merkel bekräftigte, dass Deutschland im Kampf gegen jede Form von Terrorismus "fest und entschlossen" an der Seite Großbritanniens stehe. "Wir sind heute über alle Grenzen hinweg im Entsetzen und der Trauer vereint, aber genauso in der Entschiedenheit."

SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz twitterte in deutscher und englischer Sprache, man stehe fest an der Seite "unserer britischen Freude".

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine Erklärung veröffentlicht, in der er den Anschlag verurteilt. "Noch sind nicht einmal alle Hintergründe des schrecklichen Anschlags in Manchester aufgeklärt, da erreichen uns heute Nacht neue Nachrichten von einem furchtbaren Attentat mit Toten und Verletzten mitten in London. Die Kaltblütigkeit, mit der die Täter Passanten in London attackiert haben, ist verabscheuenswürdig und lässt uns in Trauer zusammenstehen".

Auch Außenminister Sigmar Gabriel reagierte bestürzt: "Einmal mehr ist Großbritannien vom Terror getroffen worden, einmal mehr war der Anschlag auf Menschen gerichtet, die einfach nur einen vergnüglichen Abend verbringen wollten." Für die Brutalität und Hinterhältigkeit solcher Verbrechen könne es keinerlei Rechtfertigung geben.

Innenminister Thomas de Maizière habe seiner britischen Kollegin jede Unterstützung zugesagt. "Wir stehen zusammen im Kampf gegen Terrorismus", heißt es in einer Mitteilung.

Der französische Staatspräsidenten Emmanuel Macron äußerte sich auf Twitter. Er schrieb, Frankreich stehe nach der "neuen Tragödie" an der Seite Großbritanniens. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien."

Russlands Präsident Wladimir Putin rief zum vereinten Kampf gegen den Terrorismus auf. "Dieses Verbrechen ist schockierend in seiner Grausamkeit und seinem Zynismus", schrieb Putin in einem Telegramm an die britische Premierministerin Theresa May. Die Antwort darauf müssten gemeinsame Anstrengungen gegen die Terrorgefahr sein, sagte er einer Mitteilung des Kremls zufolge. Putin sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.

Sein Land stehe Großbritannien bei, sagte der irische Außenminister Charles Flanagan. Er verurteilte die "feigen und barbarischen" Attacken in London.

Polens Ministerpräsidentin Beata Szydło sprach von "einem weiteren bestialischen Angriff". Bei Twitter sprach die nationalkonservative Regierungschefin Großbritannien ihr Beileid aus. "Europa muss sich den Terroristen mutig widersetzen", forderte sie außerdem.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, verurteilte jede Art von religiös motivierter Gewalt. Die Vorstellung, im Namen Gottes zu töten, die "größte Gotteslästerung", sagte der Bischof bei seiner Pfingstpredigt in München.

Papst Franziskus hat mit Zehntausenden Gläubigen in Rom für die Opfer des neuerlichen Londoner Anschlags gebetet. Gott möge "die Wunden des Krieges und des Terrorismus heilen", sagte er nach der Messe zu Pfingsten auf dem Petersplatz. Dabei erinnerte er besonders an die "unschuldigen Bürger", die in London Ziel des jüngsten Terrorangriffs wurden. "Der Heilige Geist gebe der ganzen Welt Frieden", sagte das Oberhaupt der Katholiken in seinem Gebet.

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