Süddeutsche Zeitung

Anschlag in Istanbul:Zwei Festnahmen am Istanbuler Flughafen

  • Die türkische Polizei hat türkischen Medien zufolge zwei Ausländer am Istanbuler Flughafen festgenommen.
  • Der Attentäter soll aus Usbekistan oder Kirgisistan stammen.
  • Der Tatverdächtige ist auf der Flucht, seine Ehefrau wird derzeit befragt, berichten türkische Medien.
  • Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Sicherheitskreisen erfuhr, könnte der Attentäter in Syrien ausgebildet worden sein.

Nach dem Terroranschlag auf einen Nachtclub in Istanbul mit 39 Toten sind zwei Ausländer am Abflugterminal des Flughafens Atatürk festgenommen worden. Das meldete die Nachrichtenagentur Dogan, ohne Angaben zur Nationalität der beiden Verdächtigen zu machen. Anschließend seien sie zur Befragung ins Polizeihauptquartier von Istanbul gebracht worden.

Schon zuvor hatte die Polizei im Zusammenhang mit dem Anschlag zwölf Personen festgenommen. Unter den Festgenommenen ist auch die Ehefrau des Verdächtigen. Sie sei in Gewahrsam genommen und befragt worden, berichten türkische Medien. Der Zeitung Hürriyet zufolge sagte sie der Polizei, dass sie von dem Anschlag im Fernsehen erfahren habe und nichts über eine Verbindung ihres Mannes zur IS-Terrormiliz wisse.

Bereits am Montagabend sei es zu einer Operation von Anti-Terror-Einheiten in Istanbul gekommen, meldete die Nachrichtenagentur DHA. Dabei seien Hubschrauber eingesetzt und Straßen gesperrt worden.

Polizei sucht mit Fahndungsfotos nach dem Verdächtigen

Die Behörden veröffentlichten neue Fahndungsbilder des Verdächtigen, auf denen das Gesicht des Gesuchten klar zu erkennen ist. Die Bilder stammen offenbar aus einem Selfie-Video. Auf dem von türkischen Medien am Dienstag veröffentlichten Video ist knapp 40 Sekunden lang zu sehen, wie ein Mann auf einem belebten Platz herumläuft und sich selbst und die Umgebung dabei wohl mit einer Handy-Kamera filmt. Türkischen Medienberichten zufolge wurde das Video in der Gegend des Taksim-Platzes im Herzen der Millionenmetropole aufgenommen. Der dunkelhaarige junge Mann spricht dabei nicht. Außerdem veröffentlichten die Behörden Aufnahmen von Überwachungskameras, die den Mann zeigen.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Sicherheitskreisen erfuhr, könnte der Attentäter vor seinem Anschlag in Syrien ausgebildet worden sein. Der Täter verfüge definitiv über Kampferfahrung, "möglicherweise hat er jahrelang in Syrien gekämpft". Demnach wurde er wohl von Dschihadisten gesteuert. Nach Berichten türkischer Zeitungen soll er aus einer der beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Usbekistan oder Kirgisistan stammen. Laut der Zeitung Habertürk traf der Mann im November in der zentralanatolischen Stadt Konya mit seiner Frau und seinen zwei Kindern ein, um "keine Aufmerksamkeit" zu erregen.

Habertürk zufolge benutzte der Angreifer in dem Nachtclub ein Sturmgewehr vom Typ Kalaschnikow. Um keine Zeit beim Nachladen zu verlieren, habe er doppelte Magazine verwendet. Insgesamt habe er mehr als 120 Schuss abgegeben, wovon die wenigsten ihr Ziel verfehlten, hieß es.

Der Angreifer hatte in der Silvesternacht das Feuer auf Feiernde im Club "Reina" eröffnet und mindestens 39 Menschen getötet sowie Dutzende weitere verletzt. Ihm war anschließend die Flucht gelungen, den Tatort soll er mit einem Taxi verlassen haben. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat die Tat für sich reklamiert.

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