Süddeutsche Zeitung

Anschlag in Istanbul:Attentäter von Istanbul soll mit dem Taxi geflohen sein

  • Bei dem Angriff in der Silvesternacht wurden in und vor dem Istanbuler Nachtclub "Reina" 39 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt.
  • Der IS hat die Tat für sich beansprucht.
  • Einem Medienbericht zufolge soll der Täter mit dem Taxi geflohen sein. Zuvor habe er sich umgezogen.

Mehr als 180 Kugeln soll der Angreifer auf die Silvester-Feiernden in einem Nachtclub in Istanbul geschossen haben. Das berichtet Hürriyet Daily News unter Berufung auf die Ermittler, die das Videomaterial der Überwachungskameras ausgewertet haben. Der Attentäter habe demnach den Eindruck erweckt, er sei militärisch ausgebildet worden.

Der Täter soll sich anschließend umgezogen und seine Waffe gereinigt haben. Inmitten der Panik habe er den Club verlassen können und sei mit einem Taxi vom Tatort weggefahren, schreibt das türkische Newsportal. Bei dem Angriff wurden in und vor dem Nachtclub "Reina" 39 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag für sich beansprucht. Ein "Soldat des Kalifats" sei für die Tat verantwortlich, heißt es in einer am Montag über das IS-Sprachrohr Amaq im Internet verbreiteten Erklärung. Es ist erst das zweite Mal, dass der IS die Verantwortung für einen Anschlag in der Türkei übernimmt.

Der Nachrichtenagentur Dogan zufolge hat die türkische Polizei inzwischen acht Verdächtige festgenommen. Ob der Täter unter ihnen ist, ist noch unklar. Zuvor hieß es, er sei flüchtig. Nach Berichten türkischer Zeitungen soll der Täter aus einer der beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Usbekistan oder Kirgisistan stammen.

Zwei Todesopfer aus Deutschland

Hunderte Menschen aus zahlreichen Ländern hatten im "Reina" in das neue Jahr hineingefeiert. Dass der Angriff dem luxuriösen Klub am Bosporus galt, war von Beobachtern schon zuvor als Indiz für einen islamistischen Anschlag gewertet worden, der das mondäne Leben in der türkischen Metropole treffen sollte. Mindestens 26 der 39 Opfer sind Ausländer, vor allem aus arabischen Ländern.

Zwei Todesopfer kommen aus Deutschland, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte. Es handle sich um einen Mann, der die türkische und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und einen türkischen Staatsangehörigen. Beide hätten in Bayern gelebt. Zudem seien drei Deutsche verletzt worden, sie befinden sich außer Lebensgefahr.

Dem IS wurden seit Sommer 2015 mehrere Anschläge in der Türkei zur Last gelegt. Die Terrormiliz hat vor dem Angriff in der Silvesternacht aber nur ein einziges Mal die Verantwortung für einen Anschlag in der Türkei übernommen. Dabei handelte es sich um einen Autobombenanschlag in der südosttürkischen Kurdenmetropole Diyarbakır im November, bei dem elf Menschen getötet worden waren. Allerdings hatte auch die TAK - eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK - die Tat für sich reklamiert.

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