Süddeutsche Zeitung

Anschlag in Bottrop:Haftbefehl gegen tatverdächtigen Essener

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Nach der Amokfahrt in Bottrop muss der tatverdächtige 50-Jährige in Haft. Die Staatsanwaltschaft Essen hatte beim zuständigen Amtsgericht Haftbefehl wegen mehrfachen versuchten Mordes gegen den Essener beantragt. Ein Richter folgte dem Antrag am Abend, wie die Polizei nun bekanntgibt.

Der Deutsche aus Essen hatte in der Silvesternacht seinen Wagen in mehrere Fußgängergruppen gesteuert und mindestens acht Menschen verletzt, einen von ihnen schwer. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen derzeit von einem gezielten Anschlag mit möglicherweise rassistischem Hintergrund aus.

Die Polizei hat erste Details über die Opfer bekanntgegeben: Offenbar suchte er sie nach ihrem Aussehen aus. Auf dem Berliner Platz in Bottrop erfasste der Mann mit seinem Auto eine 46-jährige Frau aus Syrien, die dadurch lebensgefährlich verletzt wurde. Aktuell besteht nach einer erfolgreichen Notoperation keine Lebensgefahr mehr. Der 48-jährige Ehemann und die beiden 16 und 27 Jahre alten Töchter wurden ebenfalls verletzt. Auch ein 4-jähriger Junge und seine 29-jährige Mutter aus Afghanistan sowie ein 10-jähriges Mädchen aus Syrien mussten aufgrund ihrer Verletzungen ärztlich behandelt werden. Bevor Polizisten den Fahrer festnahmen, erfasste er an der Frintroper Straße einen 34-jährigen Essener mit türkischen Wurzeln und verletzte ihn am Fuß.

NRW-Innenminister Herbert Reul bekräftigte am Mittwochmorgen die ersten Ermittlungsergebnisse vom Vortag: In den bisherigen Vernehmungen mache der 50-Jährige "Ausländer für alles verantwortlich." Deshalb prüft dem Tagesspiegel zufolge die Bundesanwaltschaft, ob sie die Ermittlungen übernimmt. Die Amokfahrt werde als terroristischer Anschlag eingestuft, hieß es aus Sicherheitskreisen. Der Täter sei vergleichbar mit radikalisierten Islamisten, die auf eigene Faust angreifen.

Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen hat der Täter spontan gehandelt, ohne ausgetüftelte Pläne, wohl auch ohne Teil eines Netzwerks zu sein oder Kontakte in die rechtsextreme Szene. Bislang habe die Polizei keinen Ansatzpunkt gefunden, "dass dieser Mann irgendwelche Verbindungen hat oder dass er selber in irgendwelchen rechtsradikalen Kreisen sich bewegt", sagte Reul dem Sender WDR5. Es scheine, dass der mutmaßliche Täter "aus einer persönlichen Betroffenheit und Unmut heraus dann Hass auf Fremde entwickelt hat". Allerdings bräuchten die polizeilichen Ermittlungen noch Zeit.

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