Anschlag auf Verteidigungsministerium in Sanaa:BKA befürchtet gezielte Ausländer-Hatz in Jemen

Police troopers stand guard on a police truck securing the vicinity of the Defence Ministry compound in Sanaa

Nach dem Anschlag auf das Verteidigungsministerium patrouillieren Sicherheitskräfte in den Straßen der jemenitischen Hauptstadt.

(Foto: REUTERS)

Den Terroristen, die am vergangenen Donnerstag in der jemenitischen Hauptstadt ein Blutbad angerichtet hatten, soll es gezielt darum gegangen sein, Ausländer zu treffen. Das melden Medien und berufen sich dabei auf Ermittlungen des BKA.

Der Anschlag auf das jemenitische Verteidigungsministerium, bei dem am Donnerstag auch zwei Deutsche getötet wurden, wurde offenbar überwiegend von Extremisten aus dem Nachbarland Saudi-Arabien verübt. Das teilte die zuständige Ermittlungskommission in einem vorläufigen Bericht mit.

Das Bundeskriminalamt (BKA) geht nach Spiegel-Informationen dem Verdacht nach, dass ein Al-Qaida-Kommando im Jemen gezielt Jagd auf Ausländer macht. Nach dem Angriff auf das Ministerium in der Hauptstadt Sanaa und ein dazu gehöriges Krankenhaus seien die Leichen von zwölf Angreifern gefunden worden.

Bundesregierung ruft Entwicklungshelfer auf, Jemen zu verlassen

Die Angreifer trugen demnach Militäruniformen und töteten 56 Menschen, darunter auch Inder, Philippiner und Vietnamesen. Außerdem habe es 215 Verletzte gegeben. Zunächst hatten die Behörden von 52 Todesopfern und mehr als 160 Verletzten gesprochen. Auch drei Mitarbeiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), darunter zwei Deutsche, wurden getötet. Die Bundesregierung erhöhte daraufhin die Krisenstufe für den Jemen und verfügte, dass staatliche Entwicklungshelfer das Land verlassen müssen.

Zu dem Anschlag bekannte sich am Freitag die Islamistengruppe Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP). Das Verteidigungsministerium sei angegriffen worden, weil es erwiesenermaßen "Drohnenkontrollräume und US-Experten" beherbergt habe, hieß es in einer Erklärung im Internet. Unbemannte Flugzeuge der US-Streitkräfte greifen im Jemen regelmäßig mutmaßliche Aufständische an.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) telefonierte am Samstag mit seinem jemenitischen Kollegen Abu Bakr Abdullah al-Kirbi. Sie seien sich "einig in der scharfen Verurteilung dieser terroristischen Untaten", ließ Westerwelle danach mitteilen. Er sagte "eine Fortsetzung der Unterstützung Deutschlands für den schwierigen Friedensprozess und die nationale Aussöhnung im Jemen" zu. Al-Kirbi sagte, der Anschlag werde "dem Übergangsprozess nicht schaden".

Der 33 Jahre herrschende Präsident Ali Abdullah Saleh hatte im November 2011 abgedankt. In den Monaten zuvor hatte es Proteste mit Hunderten Todesopfern gegeben. Sein Nachfolger Abd Rabbo Mansur Hadi führt das Land übergangsweise. Ursprünglich war vorgesehen, dass der nationale Dialog über eine neue Verfassung sowie Parlaments- und Präsidentschaftswahlen bereits im September abgeschlossen werden sollte.

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