Hochrangige russische Amtsträger haben den Westen beschuldigt, einen neuen Kalten Krieg zu schüren. Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Naryschkin, verglich den Giftanschlag auf den Ex-Spion Sergej Skripal und dessen Tochter Julia mit Manövern aus dem Kalten Krieg und sagte, er sei von britischen und amerikanischen Geheimdiensten inszeniert worden. Naryschkin sagte auf der internationalen Sicherheitskonferenz, die vom russischen Verteidigungsministerium organisiert wurde, der Angriff auf die Skripals sei eine "groteske Provokation". Der Westen sei "aus Furcht vor Veränderungen" dazu "bereit, um sich herum einen neuen Eisernen Vorhang zu errichten".
Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte, die Nato benutze "die nicht vorhandene russische Bedrohung, um systematisch ihr militärisches Potenzial zu steigern". Moskau müsse seine eigenen Verteidigungskapazitäten steigern, um "die militärische Sicherheit Russlands und seiner Verbündeten sicherzustellen".
Tagung unter strenger Geheimhaltung in Den Haag
Der 66-jährige Skripal und seine 33-jährige Tochter Julia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank im englischen Salisbury gefunden worden. Der Polizei zufolge wurden sie direkt an ihrer Haustür vergiftet. Während sich Julia Skripals Zustand langsam verbessert, bleibt der ihres Vaters kritisch. Die britische Regierung beschuldigt Russland, die Skripals mit dem in der Sowjetunion entwickelten Nervengift Nowitschok vergiftet zu haben, was Moskau bestreitet.
Das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen ist auf den tiefsten Stand seit dem Ende des Kalten Kriegs gesunken, nachdem Russland 2014 die Halbinsel Krim annektiert hatte und Separatisten in der Ostukraine unterstützte. Das Attentat auf die Skripals hat die Beziehungen weiter belastet und zur Ausweisung von Hunderten rusisschen Diplomaten durch andere Länder geführt, auf die Moskau seinerseits mit der Ausweisung von Diplomaten reagiert hat.
Großbritannien hat einen Vorschlag Russlands zu gemeinsamen Ermittlungen inzwischen als "pervers" zurückgewiesen. Das sei ein Ablenkungsmanöver Russlands, um Fragen auszuweichen, twitterte die britische Delegation bei der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) am Mittwoch in Den Haag.
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Der Exekutivrat der Kontrollbehörde berät zurzeit in Den Haag über die Nervengift-Attacke. Die Sitzung der OPCW findet unter strikter Geheimhaltung auf Antrag Russlands statt. Britische Experten haben die Untersuchung des Gifts mit dem Hinweis darauf abgeschlossen, dass es sich um Nowitschok handele, dessen Herkunft aber nicht analysiert werden konnte.