Süddeutsche Zeitung

Tikrit:65 Tote bei Geiseldrama

Ein Überfallkommando ist am Dienstag in das Parlament der irakischen Stadt Tikrit eingedrungen und hat Abgeordnete als Geiseln genommen. Als die Polizei das Gebäude stürmt, kommt es zum Blutbad.

Bei einer Geiselnahme im Provinzparlament der irakischen Stadt Tikrit und der anschließenden Befreiungsaktion sind am Dienstag mindestens 65 Menschen ums Leben gekommen. Knapp 100 weitere wurden verletzt, berichtete der arabische Sender al-Dschasira. Es ist der schwerste Anschlag seit Beginn des Jahres.

Der tödliche Überfall folgte einem perfiden Plan: Zunächst sprengte sich vor dem Parlamentsgebäude ein Selbstmordattentäter in die Luft. Anschließend stürmte eine Gruppe schwerbewaffneter Extremisten das Gebäude und nahm die dort tagenden Abgeordneten als Geiseln. Teilweise sollen die Angreifer Polizeiuniformen getragen haben. Als Sicherheitskräfte am Ort des Geschehens eintrafen, explodierten zwei Autobomben.

Das Überfallkommando lieferte sich anschließend ein stundenlanges Feuergefecht mit der Polizei. Bei der Erstürmung des Parlaments durch die irakischen Sicherheitskräfte starben alle Geiselnehmer und viele Geiseln. Etwa zehn Menschen waren bereits am Morgen ums Leben gekommen, als die Attentäter in das Gebäude eindrangen.

Unter den Getöteten sind neben zahlreichen Abgeordneten und Beamten auch vier Generäle der irakischen Militärpolizei sowie ein Reporter. Die Behörden verhängten noch am späten Abend ein Ausgangsverbot für Tikrit, das knapp 150 Kilometer nördlich von Bagdad liegt. Die Stadt galt früher als Hochburg des 2003 gestürzten Ex-Machthabers Saddam Hussein.

Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand. Experten zufolge trägt die Aktion aber die Handschrift des Terrornetzwerks al-Qaida.

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dpa/AFP/jobr
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