Anschlag auf Mallorca:"Eta tötet den Sommer"

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Während spanische Zeitungen nach dem Anschlag auf Mallorca die Stärke der Demokratie beschwören, sorgen sich englische Medien vor allem um den Urlaub der Briten. Eine internationale Presseschau.

"Kurs auf Nirgendwo" titelt die größte spanische Zeitung El País. Die Eta sei offenbar geschwächt und biete alles auf, was sie habe: "Die Sackgasse, in der die Eta steckt, wird immer enger, und es gibt nur einen Ausweg: aufhören zu töten."

Auf die Guardia Civil gezielt und die Urlaubsinsel getroffen: Viele Zeitungen machen sich Gedanken darüber, was der Bombenanschlag für Mallorca bedeutet. (Foto: Foto: dpa)

Doch auch wenn die spanische Demokratie stark sei, gebe es keine schnelle Lösung des Problems. Ein brutaleres Vorgehen des Staates könne derzeit ebensowenig helfen wie der Versuch, die Eta zum Aufgeben zu bewegen: "Die Sinnlosigkeit der Verbrechen von Burgos und Mallorca bestätigt nur, was die Spanier gelernt haben: Gegen den Terror gibt es keine magischen Rezepte, weder in den Grauzonen des Gesetzes noch durch den Versuch, die Eta zur Vernunft zu bringen."

Die Zeitung El Mundo aus Madrid verurteilt die Attentate und lobt das Vorgehen von Staat und Gesellschaft gegen die Eta in den letzten Jahren: "50 Jahre Terror. 50 Jahre Blut. 50 Jahre Angst. Die Eta der Schande, die feige Eta, die Eta der Angst hat zum ersten Mal die Balearen angegriffen."

Weiter heißt es: "Der Kampf von Politik und Justiz und die Einigkeit aller demokratischen Kräfte haben erreicht, dass es nach 50 Jahren für die Eta und ihren Eifer, weiter zu töten, keinen Platz mehr gibt außer dem Abseits."

ABC aus Madrid schreibt: "Die Eta feiert ihr 50-jähriges Jubiläum mit einem Fest der Leichen."

Erst litt Mallorca unter der Schweinegrippe, jetzt bombt auch noch die Eta auf der Insel. Die Zeitung Diario de Mallorca sorgt sich um die wirtschaftlichen Auswirkungen: "Die Eta tötet den Sommer 2009. In einem anderen Land sorgt ein Attentat für Unordnung. Für Mallorca bedeutet es den Ruin."

In Spanien wird unterdessen die Berichterstattung britischer Medien über das Attentat zum Thema: Deren größte Sorge galt am Donnerstag nicht den zwei Opfern des Anschlags von Mallorca, sondern den Urlaubsplänen der Engländer, bemerkt El Mundo pikiert. Die Internetseite der BBC hatte getitelt: "Spanische Bombe stört britische Ferien". Und in der Online-Ausgabe der Londoner Tageszeitung The Times hieß die Schlagzeile: "Urlaubsjammer nach zweifachem Bombenanschlag".

"Das Attentat kommt zu einem extrem schlechten Zeitpunkt für den spanischen Tourismussektor", befindet auch die britische Financial Times. "Obwohl der Anschlag der Zivilgarde galt, sollte die Bombe wohl auch die Touristenbranche im Hauptreisemonat treffen." Das britische Außenministerium gab kurz nach Bekanntwerden des Anschlags eine Meldung heraus, die bei Mallorca-Reisen zu besonderer Vorsicht mahnt.

Auf der BBC-Homepage heißt es, die Eta habe versucht, den letzten Anschlag als Zeichen neuer Stärke zu präsentieren. "Der Anschlag mitten in der Ferienzeit scheint eine Antwort auf den wachsenden Druck auf die Eta zu sein: Sie will zeigen, dass sie zuschlagen kann." Ihre mangelnde Funktionsfähigkeit könne sie dabei aber nicht verbergen.

"Experten und Ermittler sind davon überzeugt, dass die Eta nicht nur immer mehr isoliert ist, sondern dass sie auch immer größere Schwierigkeiten hat, die verhafteten Mitglieder zu ersetzen", schreibt die römische linksliberale Tageszeitung La Repubblica und vermutet, dass die Anschläge "der Versuch sind, diese Schwäche zu maskieren".

Der Midi Libre aus dem südfranzösischen Montpellier hinterfragt das Ziel, das die Eta verfolgt: "Für wen? Wozu? Der anfängliche Kampf gegen die Diktatur gegen Franco ist doch tot. (...) Der Staat kann nicht unter dem Druck der Gewalt einen Teil des Königreichs abtrennen - zumal die Basken selbst gar keine Unabhängigkeit wollen."

Die Neue Osnabrücker Zeitung kommentiert: "Bornierte Selbstgefälligkeit durchgeknallter Täter, die sich als Herren über Leben und Tod aufspielen - dass dies das Wesensmerkmal von Terrorismus ist, macht der Bombenanschlag im spanischen Urlauber-Paradies Mallorca besonders deutlich. (...) Doch der Anschlag erweist sich als Ausdruck purer Erbärmlichkeit. Ein paar Schlagzeilen hier, ein paar erzwungene Flugverspätungen da - das rechtfertigt tödliches Blutvergießen gewiss nur unter Wahnvorstellungen."

"Heute ist die Eta eine in ihrer Ideologie gleichermaßen lächerliche wie in ihren Taten offenbar nach wie vor heimtückische Organisation", heißt es in der Nordwest-Zeitung aus Oldenburg. "Ein Sammelbecken auch für besonders krude politische Lebensentwürfe: In ihm treffen versprengte Marxisten-Leninisten auf vormoderne Romantiker oder auch - zur Abwechslung - auf verbohrte Rassisten, die von einer genetischen Besonderheit und Herausgehobenheit des baskischen Volkes schwafeln ... Die baskische Bevölkerung indes mag vom Terror nichts mehr wissen, der Kreis der Sympathisanten liegt weit unter zehn Prozent."

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