Süddeutsche Zeitung

Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt:Was über die Opfer bekannt ist

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Von Benjamin Moscovici

Zwölf Menschen sind bei dem verheerenden Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz getötet worden. 53 Menschen wurden zudem verletzt, 14 von ihnen schwer, einige kämpfen noch immer um ihr Leben. Bislang konnten neun Todesopfer identifiziert werden, teilte der Generalbundesanwalt mit.

Unter den toten Deutschen sind nach Angaben des Brandenburger Innenministeriums ein 32 Jahre alter Mann aus Brandenburg an der Havel und eine 53-jährige Frau aus dem Landkreis Dahme-Spreewald. Auch eine Israelin ist unter den Todesopfern, erklärte das Außenministerium in Jerusalem. Die Frau sei mit ihrem Mann auf dem Weihnachtsmarkt gewesen und nach dem Anschlag am Montagabend als vermisst gemeldet worden. Ihr Mann, ebenfalls israelischer Staatsbürger, wurde bei der Attacke schwer verletzt. Er sei mehrmals operiert worden, schwebe aber nicht mehr in Lebensgefahr, heißt es auf der israelischen Nachrichtenseite ynet. Das Ehepaar habe zwei erwachsene Kinder. Sie seien nach Berlin gereist, um bei der Identifizierung zu helfen.

In Italien trauerte Ministerpräsident Paolo Gentiloni nach dem Tod einer 31 Jahre alten Frau um "eine von den Terroristen getöteten Musterbürgerin". Die Frau aus Sulmona in den Abruzzen war 2013 nach Berlin gekommen und hatte dort bei einem Logistikunternehmen gearbeitet.

Auch ein tschechischer Staatsbürger sei unter den Toten, sagte Christian Steiof, Chef des Landeskriminalamtes am Freitag. Weitere Details nannte er nicht.

Zu den Toten zählt auch der polnische Fahrer des Sattelschleppers, mit dem der Attentäter in den Weihnachtsmarkt gerast war. Die Polizei fand den 37-jährigen Łukasz U. erschossen auf dem Beifahrersitz des Lasters. Seinem Arbeitgeber zufolge war er schon seit Montagnachmittag nicht mehr erreichbar. Die genauen Umstände seines Todes sind bislang unbekannt. Als der Lkw zum Stehen kam, soll der Pole noch gelebt haben. Den Ermittlern zufolge sah es so aus, als habe in der Fahrerkabine ein Kampf stattgefunden.

Zu den Schwerverletzten gehört auch der Spanier Inaki Ellakuria. Der 21-jährige Erasmus-Student aus Bilbao schrieb wenige Stunden nach dem Anschlag auf Twitter: "Er hat mich überrollt und beide Beine überfahren." Er erlitt einen dreifachen Bruch an den Beinen. Außerdem wurde er an der Hüfte verletzt. Gemeinsam mit zwei Freundinnen habe er auf dem Platz neben der Gedächtniskirche gestanden, als der Lastwagen kam. "Ich hörte, wie er gegen den ersten Stand fuhr, ich drehte mich um und hatte ihn vor meinem Scheiß-Gesicht." Es sei der "schlimmste Schmerz" gewesen, "den ich je in meinem Leben ertragen musste".

Eine ältere Dame aus Neuss bei Düsseldorf wird noch immer vermisst. Ihr 40-jähriger Sohn, mit dem sie gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt war, wurde schwer verletzt. Der Laster war mitten durch die Glühweinbude gefahren, in der die beiden gerade saßen. Der Sohn geht davon aus, dass seine Mutter den Anschlag nicht überlebt hat. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte er: "Ich habe ja gesehen, was mit ihr passiert ist."

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