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Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt:Bericht: Amri bekam Einsatzbefehl direkt von IS-Führung

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Der Berliner Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri hat einem Medienbericht zufolge in direktem Kontakt zur Spitze der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) gestanden. Wie Der Spiegel berichtet, soll das aus einem Hinweis hervorgehen, den die Vereinigten Arabischen Emirate deutschen Sicherheitsbehörden Anfang Januar zukommen ließen.

Demnach soll Amri seinen Einsatzbefehl von einem Kader mit dem Kampfnamen Abu Baraa al-Iraki aus der Abteilung "externe Operationen" erhalten haben. Der Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt prüfen den Hinweis dem Bericht zufolge. Der Name des IS-Kaders sei den deutschen Behörden aus anderen Verfahren gegen als Flüchtlinge getarnte, mutmaßliche IS-Kämpfer bekannt, hieß es.

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wollte den Bericht nicht kommentieren. Dem Spiegel zufolge schätzen deutsche Behörden die Quelle des Hinweises aus dem Sicherheitsapparat der Emirate allerdings als zuverlässig ein. Amri war am 19. Dezember mit einem gestohlenen Schwerlaster in eine Menschenmenge am Berliner Breitscheidplatz gefahren und tötete zwölf Menschen. Er wurde später auf der Flucht in Italien von Polizisten erschossen.

Amris Asylantrag wurde nach nur sechs Wochen abgelehnt

Die Bundesanwaltschaft hatte am vergangenen Mittwoch erklärt, es gebe keine Anhaltspunkte, dass weitere in Deutschland ansässige Personen in die Tatvorbereitung oder Ausführung eingebunden gewesen seien. Die Auswertung seines Mobiltelefons habe aber ergeben, dass Amri vor und während der Tat mit einem IS-Mitglied im Ausland kommuniziert habe.

Durch einen Untersuchungsausschuss im nordrhein-westfälischen Landtag kam mittlerweile heraus: Die Behörden wussten früh, dass der Berliner gefährlich sein könnte. Doch durch viele Umzüge entzog er sich den Ermittlern, die sich in Fragen über Zuständigkeiten verfingen und ihn so aus den Augen verloren - obwohl es Haftgründe für ihn gegeben hätte. Amri war als Islamist bekannt, sein Asylantrag war nach nur sechs Wochen Bearbeitungszeit abgelehnt worden.

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