Anschläge zu Ostern:Sri Lanka jagt die Terroristen

Bei Anschlägen an Ostern sterben fast 300 Menschen. Die Regierung vermutet ein "internationales Netzwerk" hinter den Taten - und räumt ein, dass Hinweise auf Attentatspläne vorlagen.

Von Andrea Bachstein und Tobias Zick

Multiple Bomb Blasts On Easter Sunday In Sri Lanka

Aus Ostern wurde ein Tag der Trauer: Die Sankt-Antonius-Kirche in Sri Lankas Hauptstadt Colombo war am Sonntag ein Ziel der Attentäter.

(Foto: Akila Jayawardana/ddp/ZUMA)

In Sri Lanka hat die Regierung nach der Serie von Terroranschlägen den Notstand ausgerufen. Bei insgesamt acht Bombenexplosionen in Kirchen und Hotels wurden am Ostersonntag fast 300 Menschen getötet, mehr als 500 wurden verletzt. Die Regierung des südasiatischen Landes geht davon aus, dass hinter den Selbstmordattentätern eine einheimische islamistische Extremistengruppe steht: Am Montag nannte Regierungssprecher Rajitha Senaratne eine bisher weitgehend unbekannte Organisation namens "National Thowheeth Jama'ath" (NTJ) als mutmaßliche Täter. Alle sieben Selbstmordattentäter seien Bürger von Sri Lanka. Man gehe jedoch davon aus, dass die Gruppe ausländische Helfer hatte, sagte Senaratne: "Es gab ein internationales Netzwerk, ohne das diese Angriffe nicht gelungen wären." Zu der Tat bekannt hatte sich bis zu dem Zeitpunkt niemand.

Präsident Maithripala Sirisena erklärte diesen Dienstag zum nationalen Trauertag. Zugleich sollte um Mitternacht der Notstand in Kraft treten. Die Regierung verhängte eine nächtliche Ausgangssperre.

Die Bomben waren am Sonntagmorgen fast gleichzeitig explodiert, sie trafen die katholischen Kirchen St. Anthony's in der Hauptstadt Colombo und St. Sebastian in Negombo, die evangelikale Zion-Kirche in Batticaloa sowie die Luxushotels Shangri-La, Cinnamon Grand und Kingsbury in Colombo. Unter den Todesopfern waren mindestens 35 Ausländer. Einer von ihnen hatte nach Informationen des Auswärtigen Amtes neben dem US-amerikanischen auch einen deutschen Pass. Soweit bisher bekannt, seien keine weiteren Deutschen unter den Opfern, teilte das Außenministerium am Montag weiter mit.

Möglicherweise wollten die Urheber der Anschläge noch viele Menschen mehr töten. Am Montag entdeckte die Polizei an einem der Tatorte vom Sonntag einen Lieferwagen mit drei weiteren Bomben. Spezialisten brachten das Fahrzeug zur Detonation, niemand kam zu Schaden. In der Nähe wurde ein Mann festgenommen, den die Polizei offenbar vor einer aufgebrachten Menge schützen musste. Wie die Polizei außerdem mitteilte, wurden bei einer Bushaltestelle 87 Zünder sichergestellt. Am Sonntagabend wurde in der Nähe des größten Flughafens der Insel ein Sprengsatz entschärft, teilte die Luftwaffe mit.

Die Regierung in Colombo hatte offenbar Informationen über einen möglichen Anschlag nicht hinreichend ernst genommen. Hilmy Ahamed, Vizepräsident des Muslim-Rates von Sri Lanka, erklärte, er habe den militärischen Nachrichtendienst bereits vor drei Jahren vor der NTJ gewarnt. Regierungssprecher Rajitha Senaratne räumte am Montag ein, erste Informationen über mögliche Attentate der Gruppe auf Kirchen und Touristenziele hätten der Polizei am 4. April vorgelegen. "Wir tragen die Verantwortung, es tut uns sehr leid", sagte Senaratne. Auch Premiermister Ranil Wickremesinghe erklärte, dem Geheimdienst hätten Hinweise auf einen möglichen Anschlag vorgelegen. Es müsse untersucht werden, warum keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen worden seien.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: