Süddeutsche Zeitung

Anschläge von Wolgograd:Alte Wunde Kaukasus

Die Drohungen von Präsident Putin wiederholen sich wie die Anschläge in Russland. Doch auch nach Jahren des Terrors ist es Moskau nicht gelungen, den unruhigen Kaukasus zu befrieden - weil der Kreml einen entscheidenden Aspekt zu lange außer Acht gelassen hat.

Ein Kommentar von Frank Nienhuysen

Man kann die Zitate fast Jahr für Jahr durchgehen, Anschläge begleiten Russland schon sehr lange. Vor 14 Jahren hat sich Wladimir Putin schon einmal sehr deutlich geäußert; bis auf die Toilette würden die Terroristen verfolgt, hieß es damals sinngemäß, denn er selbst drückte es drastischer aus. Ein paar Jahre später kündigte er an, Terroristen wie Ratten zu vernichten. Und auch jetzt, nach dem Doppelanschlag von Wolgograd, versprach er, die Täter zu vernichten. Allein, sie sind noch immer da.

Der Kaukasus ist eine alte Wunde Russlands, die immer wieder aufreißt, und Moskau hat es bis heute nicht geschafft, sie zu heilen. Sicher, auch der Terror hat sich längst globalisiert. Dschihadis ziehen aus dem Kaukasus nach Syrien, pendeln zwischen arabischen Staaten, Afghanistan und dem russischen Süden. Der größte Flächenstaat der Welt erlebt die sinnlose Gewalt dabei noch stärker als die Menschen in anderen von Terror heimgesuchten Ländern. Und doch gibt es bei all dem eine eigene, russische Note.

Allzu lange hat Moskau ein Konzept vermissen lassen, wie es den unruhigen Kaukasus befrieden kann. Erst spät begann der Kreml zu begreifen, dass er mit Geld und Projekten den Muslimen im völlig verarmten Nordkaukasus eine Perspektive schaffen muss, damit sie nicht so leicht in die Arme von Terrorführern taumeln. Diese zu fassen, kann nur ein Teil der Lösung sein.

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Quelle:
SZ vom 02.01.2014/sebi
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