Anschläge in Pakistan:Mindestens 40 Tote nach neuer Gewaltwelle

Menschen in Pakistan beerdigen einen der 21 Soldaten, die von Taliban-Kämpfern hingerichtet wurden.

Menschen in Pakistan beerdigen einen der 21 Soldaten, die von Taliban-Kämpfern hingerichtet wurden.

(Foto: AFP)

Pilger und Soldaten sind die Opfer der jüngsten Anschläge in Pakistan. 21 Mitglieder einer Militäreinheit wurden vermutlich von Taliban hingerichtet. Der pakistanische Geheimdienst warnt indes vor Konflikten, die Pakistan an den Rande eines Bürgerkriegs bringen könnten.

Gewalttaten pakistanischer Extremisten haben am Wochenende mindestens 40 Menschen das Leben gekostet. Bei einer Massenhinrichtung von Mitgliedern einer regierungsnahen Militäreinheit im Nordwesten des Landes starben nach Angaben örtlicher Behörden 21 Männer. Sie waren für eine paramilitärische Truppe im Dienst der Regierung, als sie in der vergangenen Woche an ihren Kontrollpunkten rund um die Provinzhauptstadt Peshawar entführt wurden.

Ein Regierungsvertreter machte die Taliban für den Tod der Soldaten verantwortlich. Die radikalislamischen Kämpfer bekannten sich ihrerseits zu der Entführung, äußerten sich aber nicht zum Tod der Soldaten. Vor der Massenhinrichtung im Norden habe einer der Männer entkommen könne, sagte ein Vertreter der Provinzverwaltung. Ein weiterer habe schwer verletzt überlebt. Ein Lösegeld für die Geiseln sei nicht verlangt worden.

Schiitische Pilger sterben bei Explosion

Bei einem weiteren Anschlag starben mindestens 19 schiitische Pilger im Südwesten des Landes. Dort sei eine Autobombe nahe eines Konvois von Pilger-Bussen explodiert, teilten die Behörden mit. Das Attentat auf den Bus ereignete sich westlich von Quetta in der Provinz Baluchistan. Dieses Gebiet nahe der Grenze zum Iran wird immer wieder von Anschlägen erschüttert. Bei dem jüngsten Angriff wurden zudem mindestens 24 Menschen verletzt, wie die Behörden weiter mitteilten. Die Pilger waren auf dem Weg in den Iran. Ein Überlebender sagte, zu der Explosion sei es gekommen, als die drei Busse des Pilger-Konvois ein Auto überholten.

Bei der Explosion eines Busses in der pakistanischen Hafenstadt Karachi wurden zudem am Samstag mindestens fünf Menschen getötet und 35 weitere verletzt. Die Ursache für die schwere Explosion war zunächst unklar. Der Polizei zufolge war ein Expertenteam vor Ort, um zu prüfen, ob es sich um eine Bombe handelte oder ob eine Gasflasche in dem Bus explodierte.

Konflikte zwischen verschiedenen Religionsgruppen

Während sich die internationale Aufmerksamkeit vor allem auf Extremistengruppen wie al-Qaida und die Taliban richtet, warnt der Geheimdienst Pakistans inzwischen vor neuen militanten Sunniten-Gruppen. Diese wollten mit Angriffen auf Schiiten Konflikte zwischen den verschiedenen Religionsgruppen schüren. Ähnliche Auseinandersetzungen haben andere Länder wie Irak an den Rande eines Bürgerkriegs gebracht.

Die pakistanische Regierung steht in der Kritik, zu wenig gegen religiös motivierte Gewalt zu unternehmen. Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sind 2012 in dem Land mehr als 320 Schiiten ums Leben gekommen. Das Scheitern der Regierung im Kampf gegen solche Übergriffe zeige, dass ihr die Auseinandersetzungen zwischen der mehrheitlich sunnitischen Bevölkerung und den Schiiten gleichgültig seien, erklärte die Organisation. In Pakistan wie auch weltweit sind die meisten Muslime Sunniten. Etwa 20 Prozent der mehr als 180 Millionen Pakistaner gehören der schiitischen Glaubensrichtung an.

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