Wahl in Nigeria wegen Technikpanne teilweise unterbrochen
Wegen technischer Probleme mit der elektronischen Erfassung von Wählern ist die Parlaments- und Präsidentschaftswahl in Nigeria am Samstag in einigen Wahlbezirken ausgesetzt worden. In den betroffenen Gegenden solle die Abstimmung am Sonntag erfolgen, teilte die Wahlkommission mit. Demnach gab es Schwierigkeiten mit den Kartenlesegeräten zur Registrierung der Wähler. Welchen Umfang die Panne hatte, wurde nicht mitgeteilt, die Rede war lediglich von "vielen" Orten.
Boko Haram stürmt Dorf und eröffnet das Feuer
Am Wahltag sind bei einem Anschlag der Terrororganisation Boko Haram offenbar mindestens 15 Menschen getötet worden. Die militanten Islamisten stürmten nach dem Morgengebet das Dorf Barutai im nordöstlichen Bundesstaat Borno und eröffneten das Feuer, wie ein Anwohner sagte. Es gebe viele Opfer. Ein weiterer Dorfbewohner sagte, 15 Menschen seien getötet worden. Boko Haram brannte demnach auch zahlreiche Häuser in dem Dorf nieder. Von Behördenseite gab es zunächst keine Stellungnahme zu dem Angriff. Außerdem explodierte im Osten des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas nach Polizeiangaben eine Bombe in einem Wahllokal. Menschen sollen nicht zu Schaden gekommen sein.
Etwa 360 000 Polizisten im Einsatz
Die Präsidentenwahl steht unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Millionen Wahlberechtigte gingen am Samstagvormittag in die Wahllokale, um sich für die eigentliche Abstimmung am Nachmittag registrieren zu lassen. Etwa 360 000 Polizisten sind im Einsatz, um Zusammenstöße zwischen Anhängern der großen politischen Lager sowie mögliche Anschläge der Terrorgruppe Boko Haram zu verhindern. In mehreren Städten blieben Wahllokale zunächst geschlossen, weil die Wahlhelfer nicht erschienen.
Präsident Jonathan bewirbt sich um zweite Amtszeit
Etwa 70 Millionen Nigerianer sind aufgerufen, ein neues Staatsoberhaupt zu wählen. Präsident Goodluck Jonathan bewirbt sich um eine zweite Amtszeit. Sein aussichtsreichster Herausforderer ist der ehemalige Militärmachthaber Muhammadu Buhari. Dessen Niederlage bei der Wahl 2011 hatte im muslimischen Norden des Landes Unruhen ausgelöst, bei denen 800 Menschen starben. Erste Ergebnisse werden am Sonntag erwartet.
Die Amtszeit des 57-jährigen Jonathan ist geprägt von Korruptionsvorwürfen und dem Aufstand der Islamistenmiliz Boko Haram, die seit fünf Jahren für einen radikal-islamischen Staat im Nordosten Nigerias kämpft. Erst vor wenigen Tagen hatte die Miliz erneut Hunderte Menschen entführt und Dutzende getötet. Mit Verweis auf die Sicherheitslage hatte Jonathan die Wahl um sechs Wochen verschoben.
Die Opposition um Buhari, der seit einigen Monaten an Unterstützung in der Bevölkerung gewinnt, hatte hingegen erklärt, die Demokratische Volkspartei (PDP) von Jonathan habe die Abstimmungen nur verschoben, weil sie von einer Niederlage ausgehen müsse.
Wie gewählt wird
Wahl in Nigeria:Schwarzes Loch der Berichterstattung
Kurz vor der Wahl in Nigeria wird die Presse massiv behindert. Offenbar soll die Erfolglosigkeit im Kampf gegen die Terrormiliz Boko Haram verschleiert werden.
Nigerianer wählen meist nach ethnischer Abstammung und Religionszugehörigkeit. Ungefähr die Hälfte der 178 Millionen Nigerianer sind Muslime und etwa 45 Prozent Christen, hauptsächlich im Süden des Landes. Um die Präsidentenwahl für sich zu entscheiden, muss ein Kandidat neben einer absoluten Stimmenmehrheit auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten des Landes gewinnen.
Zur Wahl stehen zwar 14 Kandidaten, aber es läuft klar auf ein Duell zwischen Jonathan und Buhari hinaus. Sollte keiner der Kandidaten die nötige Mehrheit erreichen, wäre in zwei Wochen eine Stichwahl fällig. Bislang war das noch nie nötig.
Die Tücken der modernen Technik
Staatschef Jonathan hatte im Übrigen Pech bei der Registrierung für die Wahl am Vormittag. Gemeinsam mit seiner Frau Patience suchte er ein Wahllokal in seinem Heimatort Otuoke im südlichen Bundesstaat Bayelsa auf. Doch die Technik versagte: Zwei Geräte zum Lesen der biometrischen Wählerkarten funktionierten nicht. Die beiden warten eine halbe Stunde in der Hitze, bevor sie unverrichteter Dinge wieder gingen.
Auch ein zweiter Versuch wenig später scheiterte. Schließlich ließ das Präsidentenpaar sich per Hand registrieren, wie es bislang üblich war. Aber nicht nur beim Staatschef versagte das System: Ähnliche Probleme wurden aus anderen Wahllokalen gemeldet.