Anschläge in Dänemark:14 Stunden Terror in Kopenhagen

Anschläge in Kopenhagen

Stunden der Angst in der dänischen Hauptstadt: Ein schwerbewaffneter Polizist steht am Samstagabend vor einem Gebäude in Kopenhagen.

(Foto: AFP)
  • Bei zwei Anschlägen in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen sterben am Samstag zwei Menschen, mehrere werden verletzt.
  • Zunächst wird am Nachmittag ein Kulturzentrum beschossen, in dem eine Veranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit stattfindet. Gast ist unter anderem der für seine Mohammed-Zeichnungen bekannte Karikaturist Lars Vilks.
  • In der Nacht fallen dann Schüsse vor einer Synagoge in der Innenstadt.
  • In den frühen Morgenstunden des Sonntags erschießt die Polizei den mutmaßlichen Täter beider Angriffe in der Nähe des Bahnhofs.

Von Gunnar Herrmann

Um 15:33 am Samstag feuert ein Mann etwa 40 Schüsse auf ein Kulturhaus im Kopenhagener Stadtteil Østerbro. Ein 55-jähriger Mann wird tödlich getroffen. Ein Polizist und zwei Leibwächter des dänischen Inlandsgeheimdienstes PET werden bei dem Schusswechsel verletzt. Die Leibwächter sollten den schwedischen Künstler Lars Vilks beschützen, der zum Zeitpunkt des Anschlags im Kulturhaus an einer Diskussionsveranstaltung zur Thema "Kunst, Blasphemie und Meinungsfreiheit" teilnahm.

Vilks ist international bekannt, seit er 2007 eine Karikatur veröffentlicht hat, die den Propheten Mohammed als Hund darstellt. Er war seitdem schon oft Ziel von Morddrohungen und Attentatsversuchen, seit mehreren Jahren lebt er deshalb unter Polizeischutz. Vilks ist sich sicher, dass der Anschlag ihm galt. "Wem sollte er sonst gegolten haben?" sagte er der Nachrichtenagentur AP.

Vilks und die anderen Diskussionsteilnehmer, zu denen unter anderen auch die ukrainische Femen-Aktivistin Inna Schewtschenko zählt, finden in einem Kühlraum Schutz und überstehen den Angriff unverletzt

Nach dem Anschlag flüchtet der Täter in einem gestohlenen Polo. Augenzeugen beschreiben ihn als 25- bis 30-jährigen Mann mit "arabischem Aussehen, aber mit hellerer Haut und schwarzen glatten Haaren". Die Polizei leitet eine Großfahndung ein. Genauere Angaben zu Herkunft, Hintergrund und Motiven des Täters fehlen bislang.​

Copenhagen shooting

Mit diesem Foto suchte die dänische Polizei nach dem Schützen.

(Foto: AP)

In der Nacht zum Sonntag kurz vor ein Uhr kommt es zu einem weiteren Schusswechsel vor einer Synagoge in der Kopenhagener Innenstadt. Dabei wird ein junger Mann erschossen. Er ist als Ordnungswache für eine Bar-Mizwa-Feier eingeteilt, die in einem Rückgebäude stattfindet und an der etwa 80 Personen teilnehmen. Der Mann macht gerade einen Rundgang um die Synagoge als ihn der tödliche Schuss in den Kopf trifft. Zwei Polizeibeamte weden bei dem Schusswechsel verletzt.

Gegen fünf Uhr erschießt die Polizei einen Mann in einem Wohngebiet am Bahnhof Nørrebro. Derzeit geht die Polizei davon aus, dass es sich bei dem Toten um den Täter der beiden Anschläge handelt. Er habe die Angriffe vermutlich alleine ausgeführt.

Die Ermittler versuchten mit Videoaufnahmen von Überwachungskameras, den Weg des Attentäters durch Kopenhagen zurückzuverfolgen, wie sie bei einer Presskonferenz am Sonntagmorgen erläutern. Der Hinweis eines Taxifahrers führt sie schließlich zu der Adresse im Stadtteil Nørrebro, wo man die Wohnung des Attentäters vermutete. Das Haus wird daraufhin beschattet. Als der Verdächtige gegen fünf Uhr dort auftaucht, versuchen die Polizisten, ihn festzunehmen. Er eröffnet das Feuer und stirbt in der folgenden Schießerei.

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