Anklage wegen Gotteslästerung:Gericht stellt Blasphemie-Verfahren gegen junge Christin ein

Mit 14 Jahren saß Rimsha in einem Gefängnis für Erwachsene. Der Grund: Die junge Christin soll Seiten aus dem Koran verbrannt haben - in ihrem Heimatland Pakistan steht darauf lebenslange Haft. Nun ist die Anklage wegen Gotteslästerung fallengelassen worden. Doch der Fall ist noch nicht abgeschlossen, ermittelt wird nun gegen einen Imam.

Demonstration für Rimsha

Angehörige der christlichen Minderheit unterstützen Rimsha im vergangenen September. 

(Foto: dpa)

Eine aufgebrachte Menschenmenge wollte Rimsha verbrennen, die junge Christin dafür bestrafen, dass sie angeblich den Propheten Mohammed und damit eine ganze Weltreligion beleidigt haben soll. Und das in Pakistan. Einem Land, in dem mehr als 95 Prozent der Einwohner Muslime sind.

Nachdem der Fall international Aufmerksamkeit erregt hatte, wurde die Anklage wegen Blasphemie nun fallengelassen. Die Verteidigung habe das Gericht darauf hingewiesen, dass es keinen Zeugen gebe, der sie beim Verbrennen von Koranversen gesehen habe, sagte ihr Anwalt. Außerdem hätten die Verteidiger geltend gemacht, dass das Mädchen noch jung sei und gar nicht lesen könne.

Rimsha war Mitte August festgenommen worden und saß bis zu ihrer Freilassung gegen Kaution Anfang September in einem Gefängnis für Erwachsene, drei Wochen lang. Dem Mädchen wurde vorgeworfen, Seiten aus dem Koran verbrannt zu haben. In Pakistan steht darauf lebenslange Haft.

Wurden Beweise gefälscht?

Der für den Dialog mit den religiösen Minderheiten zuständige Minister Paul Bhatti sagte am Dienstag, die Entscheidung der Justiz werde "ein positives Bild Pakistans an das Ausland senden".

Rimsha ist frei, der Fall aber noch nicht abgeschlossen. Ermittelt wird weiterhin gegen einen Imam, der womöglich Beweise gegen Rimsha fälschte. Es ist der Vorbeter der Moschee, die nahe Rimshas Haus liegt. Er soll den von ihr verbrannten Papieren Seiten aus dem Koran hinzugefügt haben. Wahrscheinlich, um Stimmung gegen Christen zu machen. Anfang September wurde er in Gewahrsam genommen, im Oktober kam er auf Kaution frei.

Der Rat pakistanischer Geistlicher fordert eine unabhängige Untersuchung und eine Bestrafung wegen mutmaßlicher Falschbeschuldigung. Neben den Vorwürfen sind auch das Alter Rimshas und ihr geistiger Zustand umstritten: Einem medizinischen Gutachten zufolge soll das Mädchen aus einem ärmlichen Vorort der pakistanischen Hauptstadt Islamabad stammen, 14 Jahre alt sein und einen niedrigen Intelligenzquotienten haben. Andere Berichte sprechen davon, dass Rimsha aber erst elf Jahre alt sein soll und am Downsyndrom leidet.

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