Ankara:EU-Botschafter in der Türkei tritt zurück

Hansjörg Haber

Hansjörg Haber im Mai 2015, damals noch deutscher Botschafter in Ägypten

(Foto: dpa)
  • Der EU-Botschafter in der Türkei ist zurückgetreten.
  • Der Schritt könnte mit einer kritischen Äußerung vom Mai zusammenhängen.

Inmitten der Spannungen zwischen der Europäischen Union und der türkischen Regierung hat der EU-Botschafter in der Türkei sein Amt niedergelegt. Der aus Deutschland stammende Diplomat Hansjörg Haber sei zurückgetreten, sagte eine Vertreterin der EU-Delegation in Ankara. Zu den Gründen wollte sie zunächst nichts sagen.

"Ich kann bestätigen, dass Botschafter Haber, der Leiter der EU-Delegation in Ankara, zurückgetreten ist und seinen derzeitigen Posten zum 1. August 2016 verlassen wird", sagte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini in Brüssel. Sie machte keine Angabe zu den Gründen für diesen Schritt. Der deutsche EU-Spitzendiplomat hatte den Posten in der Türkei erst im vergangenen September angetreten.

Die türkische Hürriyet meldet unter Berufung auf eine nicht näher genannte Person aus der EU-Delegation, es seien keine weiteren Kommentare oder Äußerungen von Haber oder der Delegation zum Rücktritt geplant.

Haber war Mitte Mai wegen einer Äußerung über das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei von der türkischen Regierung einbestellt worden. Türkischen Medienberichten zufolge hat Haber zu Journalisten mit Blick auf die Vereinbarungen gesagt: "Wir haben ein Sprichwort: Beginnen wie ein Türke und beenden wie ein Deutscher. Hier ist es umgekehrt." Die Türkei hatte die Äußerung verurteilt. Die zitierte Äußerung Habers wurde von der EU-Delegation nicht bestätigt.

Haber war bereits bei seinem ersten Auslandseinsatz als deutscher Diplomat von 1993 bis 1996 in Ankara stationiert gewesen, im September 2015 kehrte er für die EU wieder dorthin zurück.

Streit um Visafreiheit und Armenier-Resolution

Die EU und die Türkei hatten im März ein Abkommen zur Bekämpfung der Flüchtlingskrise vereinbart. Seitdem ist der Flüchtlingsstrom über die Ägäis Richtung Europa zwar weitgehend gestoppt, es kommt aber immer wieder zu diplomatischen Spannungen zwischen den Regierungen der EU und der Türkei.

Umstritten ist vor allem die geplante Visa-Befreiung für türkische Bürger in der EU. Zuletzt hatte die Armenier-Resolution im Deutschen Bundestag auch den Ton zwischen Berlin und Ankara weiter verschärft.

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