Anhaltende Gewalt in Syrien:Getötete Journalisten nach Frankreich überführt

Das Assad-Regime geht mit unverminderter Härte gegen die Oppositionsbewegung in Syrien vor. Truppen der Regierung haben mehrere Protesthochburgen unter Beschuss genommen. Zahlreiche Staaten, darunter auch China, forderten das Regime zum Waffenstillstand auf. Die Leichen der beiden in dem Konflikt getöteten Kriegsreporter sind derweil nach Paris überführt worden.

Die Leichen der am 22. Februar bei einem Bombardement in Baba Amro getöteten Journalisten Marie Colvin und Rémi Ochlik sind nach Paris überführt worden, wie französische Medien berichteten. Französische und polnische Diplomaten - Polen vertritt in Syrien die Interessen der USA - hatten zuvor in Damaskus die sterblichen Überreste der amerikanischen Kriegsreporterin Colvin und des französischen Fotografen Ochlik in Empfang genommen.

Anhaltende Gewalt in Syrien: Die Särge von Fotojournalist Remi Ochlik und Kriegsreporterin Marie Colvin verlassen am dritten März ein Krankenhaus in Damaskus. Nun sind sie in Paris gelandet.

Die Särge von Fotojournalist Remi Ochlik und Kriegsreporterin Marie Colvin verlassen am dritten März ein Krankenhaus in Damaskus. Nun sind sie in Paris gelandet.

(Foto: AFP)

Bei dem Artillerieüberfall auf ein improvisiertes Pressezentrum waren auch die französische Reporterin Edith Bouvier und der britische Fotograf William Daniels in Lebensgefahr geraten. Beide waren nach einer abenteuerlichen Flucht am Freitagabend in Paris eingetroffen. Bouvier wurde bei den Angriffen schwer am Bein verletzt.

Eskalation der Gewalt

Ungeachtet aller internationalen Appelle geht das Regime mit brutaler Härte gegen die Opposition vor. Am Wochenende nahmen Truppen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad mehrere Protesthochburgen massiv unter Beschuss. In der Provinz Homs griff die Armee Stellungen der Rebellen in der Ortschaft Al-Rastan auch aus der Luft an, wie Aktivisten berichteten.

Aus dem belagerten Viertel der Stadt Homs, Baba Amro, wurden Hinrichtungen gemeldet. Von unabhängiger Seite konnten die Angaben zunächst nicht überprüft werden. Auch dem Roten Kreuz wurde weiter der Zugang zu den Krisengebieten verwehrt. Helfer der Organisation warteten darauf, von den syrischen Behörden nach Baba Amro gelassen zu werden, um die notleidende Bevölkerung zu versorgen. Dem aus sieben Lastwagen bestehenden Konvoi wurde am Freitag aus angeblichen Sicherheitsgründen der Zugang zu dem Stadtteil verwehrt.

Das Rebellenviertel hatte wochenlang unter Dauerbeschuss gestanden und war schließlich von den Assad-Truppen gestürmt worden. Der Aktivist Abu Imad sagte der Nachrichtenagentur dpa im Libanon, dass die regierungstreuen Milizen die Bevölkerung in dem Stadtteil "terrorisierten" und junge Männer hinrichteten. Aus diesem Grund würden die Rettungskräfte auch nicht in das Gebiet gelassen.

Heftige Gefechte gab es am Wochenende erneut in der Provinz Idlib an der Grenze zur Türkei zwischen Regierungstruppen und Deserteuren. Die in London ansässige syrische Beobachtungsgruppe für Menschenrechte berichtete am Sonntag von Kämpfen nahe der Stadt Dschabal al-Sawija, bei denen ein Soldat getötet und mehrere verletzt wurden. Die Deserteure hätten zuvor einen Kontrollpunkt der Armee angegriffen, hieß es. Am Vortag sollen laut dem oppositionellen syrischen Netzwerk für Menschenrechte 44 fahnenflüchtige Soldaten in der Provinz hingerichtet worden sein.

Bei einem Selbstmordanschlag in der Provinz Daraa kamen nach offiziellen staatlichen Angaben mindestens drei Menschen ums Leben. Wie die syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, explodierte nahe der jordanischen Grenze am Samstag eine Autobombe.

Westerwelle sichert Syrien-Sonderbeauftragtem Unterstützung zu

Seit Beginn des Aufstands gegen Assad vor einem Jahr sind nach UN-Schätzungen mehr als 7500 Menschen getötet worden. Menschenrechtler gehen von allein 700 Toten im vergangenen Monat in der Stadt Homs aus.

Außenminister Guido Westerwelle versicherte dem Syrien-Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan, die volle Unterstützung Deutschlands. Es sei gut und wichtig, dass die UN und die Liga gemeinsam einen Beauftragten ernannt hätten, sagte Westerwelle in einem Telefongespräch mit Annan. Das festige den Willen der internationalen Gemeinschaft, in der Syrien-Krise gemeinsam zu handeln. Deutschland hoffe, dass Annan bald in Syrien und der Region Gespräche zur Lösung der Krise führen könne.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu warf dem Regime in Damaskus Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Bei einer Konferenz am Samstag in Istanbul forderte Davutoglu zudem, es müsse international Einigkeit im Vorgehen gegen die Führung von Präsident Assad geben, sonst werde diese weitere schwere Verbrechen begehen. Nach türkischen Medienberichten schließt er inzwischen auch eine Bewaffnung der syrischen Opposition nicht mehr aus.

China forderte die Regierung und Aufständische zu einem sofortigen Ende der Gewalt auf. Zudem müsse es zwischen beiden Seiten einen umfassenden politischen Dialog ohne Vorbedingungen geben, hieß es in einer am Samstag verbreiteten Erklärung des chinesischen Außenministeriums. China hatte kürzlich gemeinsam mit Russland eine US-Resolution blockiert, die einen Rückzug des syrischen Präsidenten von der Macht verlangte.

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