Süddeutsche Zeitung

Angriffspläne gegen Iran:IAEA-Chef droht mit Rücktritt

Lesezeit: 2 min

Der Chef der UN-Atomenergiebehörde hat eindringlich vor den Konsequenzen eines Militärschlags gegen Iran gewarnt. Sollte es dennoch dazu kommen, will el-Baradei seinen Posten räumen.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohammed el-Baradei, hat für den Fall eines Militärschlags gegen Iran seinen Rücktritt angekündigt. Ein Angriff würde es für ihn unmöglich machen, seine Arbeit fortzuführen, sagte el-Baradei dem Fernsehsender Al Arabiya.

Er glaube nicht, dass Iran derzeit eine ernsthafte und dringliche Gefahr darstelle. El-Baradei warnte eindringlich vor einem Militärschlag gegen Iran: "Ein militärischer Angriff wäre schlimmer als alles andere", sagte der IAEA-Chef mit Blick auf Drohungen aus den USA und Israel. "Er würde den Nahen Osten in einen Feuerball verwandeln." Dies würde das Land erst recht dazu bringen, Atomwaffen bauen zu wollen, fügte er hinzu.

Iran hat unterdessen bekräftigt, trotz des internationalen Drucks an der Anreichung von Uran festhalten zu wollen. Die Islamische Republik setze die Anreicherung ohne Unterbrechungen fort, erklärte Irans Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Ali Asghar Soltanieh, im staatlichen iranischen Fernsehen.

Unterstützung von Syrien und Nordkorea?

Die Aktivitäten des Landes würden jedoch mit Hilfe von Kameras der IAEA und durch Inspektionen der Organisation ständig überwacht. Teheran wolle auch weiterhin mit der IAEA zusammenarbeiten.

Der Westen verdächtigt Iran, heimlich an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Teheran weist dies zurück. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana war am vergangenen Wochenende nach Teheran gereist und hatte ein neues Verhandlungsangebot der EU vorgelegt.

Der neue Vorschlag sieht umfangreiche Hilfen für Iran in den Bereichen Handel, Finanzen und Landwirtschaft sowie Unterstützung im Atom- und Technologiebereich vor. Die Bedingung ist allerdings eine Aussetzung der Urananreicherung.

Bei seinem umstrittenen Atomprogramm soll Iran Hilfe von Syrien und Nordkorea erhalten haben. Das berichtet der Spiegel und beruft sich dabei auf nicht näher bezeichnete Geheimdienstberichte. Der syrische Präsident Baschar al-Assad soll demnach aber seine bisherige Unterstützung für Teherans Atomprogramm überdenken.

Dem Bericht zufolge gehen Experten davon aus, dass eine Anlage in Syrien, die im September von israelischen Kampfflugzeugen bombardiert wurde, eine Art nukleares "Ersatzlager" für Iran gewesen sein soll, von dem Bombenmaterial nach Teheran geschafft werden sollte.

Kooperation bei Chemiewaffen

In der Anlage, bei der es sich diesen Angaben zufolge um einen im Bau befindlichen Nuklearreaktor für waffenfähiges Plutonium gehandelt habe, hätten neben Syrern und Iranern auch Nordkoreaner gearbeitet.

Iranische Wissenschaftler haben den Angaben des Spiegel zufolge zwar bei der Uran-Anreicherung Fortschritte gemacht, mit Plutonium aber noch wenig Erfahrung gehabt und deshalb die Hilfe der Nordkoreaner gebraucht.

Die drei Staaten kooperierten demnach offenbar auch bei der Chemiewaffenproduktion: Bei einer Explosion im Juli 2007 in der Nähe von Aleppo, bei der Sarin und Senfgas entwichen sei, seien nicht nur 15 syrische Militärs und Dutzende iranische Raketeningenieure getötet worden, sondern auch drei Nordkoreaner.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.216893
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
AFP/dpa/Reuters/gal
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.