Angriff von Uiguren:China mahnt zu Vorsicht bei Reisen nach München

Lesezeit: 1 min

Das Außenministerium in Peking ist offenbar besorgt um die Sicherheit von Chinesen in der bayerischen Landeshauptstadt.

Das Außenministerium in Peking hat Chinesen zur Vorsicht bei Reisen nach München geraten.

Auf dem Marienplatz in München zerreißen uigurische Demonstranten eine chinesische Flagge. (Foto: Archiv-Foto: AP)

Das Ministerium hatte seine "Mahnung zur Vorsicht" mit den Angriffen auf eine chinesische Touristin bei einer Demonstration von Uiguren am Dienstag auf den Marienplatz begründet.

"Erhöhte Wachsamkeit"

Zunächst war am Samstag in Agenturmeldungen, auf die sich zahlreiche Medien - unter anderem auch sueddeutsche.de - beriefen, von einer "Warnung vor Reisen nach München" die Rede. Diese Formulierung ist offenbar auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen - denn eine "Warnung vor Reisen nach München" haben die Chinesen bislang nicht publiziert, sondern eine "Mahnung zur Vorsicht".

Wörtlich übersetzt lautet die Mitteilung des Außenministeriums: "Die Konsularabteilung des Außenministeriums und das chinesische Konsulat in München ermahnen chinesische Staatsbürger und solche, die in Kürze in diese Stadt fahren wollen, zu erhöhter Wachsamkeit und einem gesteigerten Sicherheitsbewusstsein."

In München lebt eine sehr große uigurische Gemeinde. Dort sitzt auch die Deutschlandvertretung des oppositionellen Uigurischen Weltkongresses (WUC), der nach den Krawallen in Xinjiang scharfe Kritik am Vorgehen Pekings geübt hatte.

WUC-Vizepräsident Asgar Can hatte sich für Handgreiflichkeiten auf dem Marienplatz entschuldigt: "Wir verurteilen jede Art von Angriff." Bereits in der Nacht zum Montag war auf das Generalkonsulat der Volksrepublik in München ein Brandanschlag verübt worden.

184 Tote in der Provinz Xinjiang

Nach den jüngsten offiziellen Angaben sind von den 184 Todesopfern der Zusammenstöße in der chinesischen Unruhe-Provinz Xingjiang 137 Han-Chinesen, davon elf Männer.

46 Angehörige der Uiguren und ein Angehöriger der muslimischen Volksgruppe der Hui seien getötet worden. Exil-Uiguren hatten dagegen erklärt, bei den gewalttätigen Unruhen, die vor einer Woche ihren Höhepunkt erlebten, seien bis zu 800 Menschen ums Leben gekommen, viele davon Uiguren, die von der Polizei erschossen oder erschlagen worden seien.

Weniger Polizisten auf den Straßen

Die Lage in der Provinzhauptstadt Ürümqi war am Samstag nach Schilderungen von Journalisten vor Ort ruhiger als in den Vortagen. Auf den Straßen seien weniger paramilitärische Kräfte zu sehen.

Die Polizisten patrouillierten in kleiner Gruppen, die muslimischen Viertel der Stadt seien "sehr ruhig", die Geschäfte wie an jedem Samstag geschlossen.

Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete, die Stadt kehre langsam wieder zur Normalität zurück. Auch der Busverkehr normalisiere sich, allerdings würden auf den wichtigsten Strecken Sicherheitskräfte mitfahren.

© dpa/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

China und die Uiguren
:Unruhen in Urumqi

Brennende Autos, blutende Menschen: Der Hass zwischen Uiguren und Han-Chinesen entlädt sich in Xinjiang in Gewalt. Peking schickt Tausende Soldaten und Polizisten. Die Stimmung bleibt aggressiv. In Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: