SpanienUkrainischer Politiker bei Madrid erschossen

Lesezeit: 1 Min.

Ein Polizist steht in der Nähe des Tatorts, wo ein ukrainischer Politiker erschossen wurde.
Ein Polizist steht in der Nähe des Tatorts, wo ein ukrainischer Politiker erschossen wurde. (Foto: Nacho Doce/REUTERS)

Andrij Portnow war ein enger Mitarbeiter des früheren ukrainischen Präsidenten Janukowytsch. Er selbst wurde als prorussisch bezeichnet, wehrte sich aber gegen diese Darstellung.

Unweit der spanischen Hauptstadt Madrid ist der bekannte ukrainische Jurist und Politiker Andrij Portnow, 51, auf offener Straße erschossen worden. Der Mann wurde in der Nähe der Amerikanischen Schule in Pozuelo de Alarcón mit fünf Schüssen getötet, davon mehrere in den Kopf, bestätigte die spanische Polizei der Deutschen Presse-Agentur in Madrid.

„Mehrere Personen schossen ihm in den Rücken und den Kopf und flohen dann in Richtung eines Waldgebiets“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters eine Quelle aus dem spanischen Innenministerium. Medienberichten zufolge hatte Portnow zuvor seine Kinder zum Unterricht in die Privatschule gebracht.

Zwischen 2010 und 2014 arbeitete der Ostukrainer Portnow als Berater und Vizechef des Präsidialamts unter dem damaligen russlandfreundlichen Präsidenten Wiktor Janukowytsch und war maßgeblich für den Umbau des Gerichtssystems verantwortlich. Zuvor war Portnow mehrere Jahre Jurist und Abgeordneter der Partei von Ex-Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko.

Nach dem Sturz Janukowytschs verließ er 2014 die Ukraine in Richtung Russland. Portnow sah sich in seinem Heimatland Ermittlungen wegen Vorwürfen des Verrats und der Veruntreuung ausgesetzt. Kurz vor dem Wahlsieg von Wolodimir Selenskij kehrte er 2019 in die Ukraine zurück.

Andrij Portnow im Jahr 2010 mit Julija Tymoschenko
Andrij Portnow im Jahr 2010 mit Julija Tymoschenko (Foto: SERGEI SUPINSKY/AFP)

Nach dem russischen Einmarsch von 2022 verließ der mehrfache Familienvater das Land wieder – diesmal gen Westen. In den vergangenen Monaten hatte er in der Ukraine vor allem durch erfolgreiche Klagen gegen Medien Aufmerksamkeit erregt, die ihn als „prorussisch“ bezeichnet hatten. Die USA hatten 2021 Sanktionen gegen ihn verhängt. Er habe „durch Bestechung umfangreiche Verbindungen zum ukrainischen Justiz- und Strafverfolgungsapparat aufgebaut“. EU-Sanktionen mussten nach erfolgreichen Klagen wieder aufgehoben werden.

In Spanien gab es bereits mehrere Vorfälle

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 gab es in Spanien mehrere Verbrechen mit Beteiligung von Russen und Ukrainern. In dem Land gibt es relativ große Gemeinschaften an Einwanderern beider Länder.

Im Jahr 2022 wurden sechs Briefbomben an Ziele in ganz Spanien gesendet, darunter an Ministerpräsident Pedro Sánchez, die ukrainische und die US-Botschaft sowie Regierungsämter. Ein pensionierter spanischer Beamter, dessen Suchanfragen in sozialen Medien Sympathien für Russland nahelegten, wurde für diese Taten inhaftiert. Im Februar 2024 wurde ein russischer Pilot, der mit seinem Hubschrauber in die Ukraine übergelaufen war, tot mit mehreren Schusswunden in der Tiefgarage seines Wohnhauses nahe Alicante aufgefunden.

© SZ/dpa/Reuters/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Drohnenkrieg in der Ukraine
:Kamikaze am Kabel

Der Ukrainekrieg ist auch ein Krieg der Tüftler: Wer die besseren Drohnen baut, hat bessere Chancen. Russen wie Ukrainer setzen einerseits auf KI – und andererseits auf lange Strippen.

SZ PlusVon Florian Hassel und Friedrich Bungert (Fotos)

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: