Süddeutsche Zeitung

Amoklauf beim Afghanistan-Einsatz:US-Soldat wird wegen 17-fachen Mordes angeklagt

Der US-Soldat, der während seiner Einsatzes in der südafghanischen Provinz Kandahar zahlreiche Zivilisten erschossen haben soll, muss sich wegen 17-fachen Mordes vor Gericht verantworten. US-Verteidigungsminister Leon Panetta schließt nicht aus, dass gegen den Soldaten die Todesstrafe verhängt werden könnte.

Der US-Soldat, der Mitte März in Afghanistan zahlreiche Zivilisten erschossen haben soll, wird in den USA nach Angaben eines Regierungsvertreters wegen 17-fachen Mordes angeklagt. Der 38-jährige Staff Sergeant Robert Bales soll nachts seinen Stützpunkt in der Provinz Kandahar verlassen und ein Massaker an afghanischen Dorfbewohnern angerichtet haben.

Bislang war von 16 Toten die Rede gewesen, unter ihnen zahlreiche Kinder und Frauen. Angeblich zündete er mehrere Leichen an. Nach der Tat kehrte Bales in das Lager zurück, wo er sich widerstandslos festnehmen ließ. Er wurde zunächst auf eine US-Basis in Kuwait gebracht und dann in die USA ausgeflogen. Inzwischen sitzt er im Militärgefängnis Fort Leavenworth im Bundesstaat Kansas.

Die Gründe für den Amoklauf sind noch immer nicht klar. Nach der Erhebung der Anklage muss in einer Anhörung überprüft werden, ob die Beweise gegen den US-Soldaten für einen Prozess ausreichen. US-Verteidigungsminister Leon Panetta hat nicht ausgeschlossen, dass gegen den Mann die Todesstrafe verhängt werden könnte.

Die Regierung in Kabul hatte ein öffentliches Verfahren gegen Bales in Afghanistan verlangt. Das Massaker an den Zivilisten hatte Wut und harte Kritik an den internationalen Truppen in dem Land ausgelöst und die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter verschlechtert. Zudem zweifeln manche Afghanen an der US-Darstellung eines Einzeltäters.

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Reuters/dpa/AFP/olkl/gal
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