Amnesty-Zahlen zur Todesstrafe:1718 Hinrichtungen in China

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Amnesty International hat im vergangenen Jahr fast doppelt so viele Hinrichtungen dokumentiert wie 2007. Verantwortlich für den Anstieg: das Land der Olympischen Spiele.

Jonas Reese

Den Ort der Bekanntgabe ihres neuesten Jahresberichts wählte Amnesty International mit Bedacht. In der weißrussischen Hauptstadt Minsk veröffentlicht die Menschenrechtsorganisation an diesem Dienstag die eigenen Erhebungen zu den weltweiten Hinrichtungen und Todesurteilen. Und Weißrussland wird als einziger europäischer Staat auf der Liste geführt.

(Foto: Grafik: sueddeutsche.de)

Weltweit sind 2008 beinahe doppelt so viele Menschen hingerichtet worden wie im Vorjahr. Das vermeldet die Menschenrechtsorganisation in ihrem veröffentlichten Jahresbericht. Die alljährliche Statistik weist insgesamt mehr als 2.300 Hinrichtungen aus.

Viermal wurde laut Amnesty die Todesstrafe im vergangenen Jahr in Weißrussland vollzogen. Damit liegt das Land in der Gesamtliste aber auf einem der hinteren Ränge. Grausamer Spitzenreiter ist, wie in den Jahren zuvor, die Volksrepublik China. Trotz der hohen medialen Aufmerksamkeit durch die Olympischen Spiele wurden dort 2008 mehr Menschen hingerichtet als in jedem anderen Land. Insgesamt geht der Bericht von mindestens 1718 getöteten Männern und Frauen aus. Nach Amnesty-Angaben wurden mindestens 1248 Todesurteile mehr vollstreckt als im Jahr zuvor. Die tatsächliche Zahl der Hinrichtungen liegt nach Einschätzungen der Menschenrechtler jedoch "um ein Vielfaches höher".

Die Hoffnungen, dass sich durch die Vergabe der Olympischen Spiele nach China der dortige Umgang mit der Todesstrafe verbessern würde, erfüllten sich demnach nicht. Die Schätzungen von Menschenrechtlern reichen bis zu 10.000 Hinrichtungen pro Jahr.

Die Region mit der zweithöchsten Zahl an Exekutionen ist der Nahe Osten. Auf die Volksrepublik China folgen in der Statistik Iran mit rund 350 und Saudi-Arabien mit mindestens 100 Hinrichtungen. Nach der Wiedereinführung der Todesstrafe im Irak 2004 wurden dort laut Jahresbericht mindestens 34 Menschen hingerichtet. Mit 37 Exekutionen rangieren die USA auf Platz vier.

Insgesamt wird die Todesstrafe nach Amnesty-Angaben noch in 59 Staaten praktiziert. Demgegenüber stehen 138 Länder, die diese Maßnahme per Gesetz abgeschafft haben.

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