Bradley Manning:Amnesty kritisiert "unmenschliche Behandlung"

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Bradley Manning soll Hunderttausende Dokumente an Wikileaks übergeben haben. Nun wirft Amnesty International der US-Regierung vor, den Obergefreiten in seiner Haft zu quälen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat der US-Regierung "unmenschliche Behandlung" des mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning vorgeworfen. Obwohl er nicht verurteilt sei, werde der 23 Jahre alte US-Obergefreite inhumanen Haftbedingungen ausgesetzt, sagte die Direktorin des Amerika-Programms von Amnesty, Susan Lee, in London.

Soll laut Menschenrechtsorganisation Amnesty International unmenschlich behandelt werden: der mutmaßliche Wikileaks-Informant Bradley Manning. (Foto: AP)

In den vergangenen Wochen hatte es von mehreren Seiten Proteste gegen die Haftbedingungen des Soldaten gegeben, unter anderem unterzeichneten mehr als 30.000 Menschen eine Online-Petition für eine humanere Behandlung Mannings. Nach Angaben von Amnesty International sowie von Mannings Anwalt bekommt der Häftling keine normalen Kissen oder Decken, wird alle fünf Minuten im Schlaf gestört und künstlich wach gehalten. Zuletzt seien ihm bis auf die Unterwäsche zeitweise auch alle Kleider abgenommen worden.

Die Haftbedingungen verletzten die Verpflichtungen der USA, Häftlinge menschlich zu behandeln, sagte Lee. "Wir sind besorgt, dass die Bedingungen unnötig hart sind und auf unmenschliche Behandlung durch die US-Regierung hinauslaufen." Manning sei bisher keines Vergehens für schuldig befunden worden. "Aber die Militärbehörden scheinen alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um ihn zu bestrafen, solange er in Haft ist. Das untergräbt die Unschuldsvermutung, zu der sich die USA bekannt haben."

Das US-Verteidigungsministerium wirft dem jungen Mann Verrat vor. Während seiner Zeit im Irak hatte der Geheimdienst-Analyst Zugang zu zigtausenden vertraulichen Dokumenten und soll diese an die Internetplattform Wikileaks weitergegeben haben. Offiziell erhoben die Militärs bislang lediglich Anklage wegen eines Videos aus einem Militäreinsatz, das auf der Enthüllungsseite erschienen war und einen brutalen Hubschrauberangriff auf Zivilisten zeigt. Es wird vermutet, dass die USA Manning als Drahtzieher hinter der Veröffentlichung geheimer Schriftstücke aus US-Botschaften sehen könnten. Ende vergangenen Jahres waren die Dokumente im Netz erschienen und hatten die US-Diplomatie in Schwierigkeiten gebracht.

Wikileaks-Gründer Julian Assange ist derzeit in Großbritannien unter Kaution auf freiem Fuß. Anfang Februar entscheidet das Gericht in London über eine mögliche Auslieferung nach Schweden, wo sich Assange wegen Vorwürfe sexueller Vergehen verantworten soll. Assange selber sieht hinter seiner Festnahme eine Aktion der USA, die ihn seiner Ansicht nach mundtot machen wollten. Die US-Regierung hat eine Verwicklung in die juristischen Vorgänge um Assange bestritten und bezeichnet die Vermutungen als Verschwörungstheorien.

© sueddeutsche.de/dpa/juwe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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