Amerikas Chef-Spion: John Bennett:Obamas neuer Mann fürs Grobe

John Bennett wird Chef-Spion der CIA. Der 58-Jährige gilt als einer der erfahrensten Geheimdienstler in den Vereinigten Staaten. Kaum einer kennt Pakistan so gut wie er.

Camilo Jiménez

Es überrascht nicht, dass es kein Bild von John Bennett gibt. Als der Direktor der CIA, Leon Panetta, seinen neuen Chef-Spion vorstellte, war der Betroffene nicht anwesend.

CIA Responds To Senate Intelligence Report

John Bennett wird Amerikas neuer Chef-Spion - und soll die Moral der Spitzel wieder heben.

(Foto: ag.getty)

Und noch etwas fehlte auf der Veranstaltung vergangenen Mittwoch in Washington: Als Panetta die Biografie des neuen Terroristen-Jägers vortrug, erwähnte er nicht, warum US-Präsident Barack Obama diesen Herrn ohne öffentliches Gesicht aus der Rente geholt hat: Nur wenige CIA-Offiziere kennen sich mit Pakistan so gut aus wie Bennett.

Der neue Leiter des National Clandestine Service (NCS) gilt als einer der erfahrensten Geheimdienstler in den Vereinigten Staaten. Der 58-Jährige kennt die Welt der verdeckten Arbeit außergewöhnlich gut. Im Mai war er aus der CIA ausgetreten - nach fast 30 Jahren im Dienst. Die längste Zeit hatte Bennett im Einsatz im Ausland verbracht, "schon immer an der Front im Kampf gegen al-Qaida", wie Panetta stolz anmerkte. Bennett soll in mehr als sechs auswärtigen Stationen der CIA tätig gewesen sein - bekannt sind lediglich zwei: Afrika und Pakistan.

Als stellvertretender Leiter der afrikanischen Division der CIA und später als Chef der paramilitärischen "Einheit für Sonderaktivitäten" erlebte Bennett die Ausdehnung von al-Qaida in den neunziger Jahren mit. Einen Namen machte er sich unter Geheimdienstlern allerdings erst nach seiner Ankunft in Islamabad. Laut Newsweek soll er dort Hunderte Angriffe gegen pakistanische Taliban geführt haben; besonders in Erinnerung bleibe Bennetts Leistung bei Operationen mit der Drohne Predator. Das unbemannte Flugzeug tötete unter anderen den Anführer der pakistanischen Taliban, Baitullah Mehsud, im Jahr 2009.

Seit Jahren beklagen Sicherheitsexperten in den USA eine beunruhigende Nähe zwischen dem pakistanischen Geheimdienst ISI und den Taliban. Vor dem Flugzeug-Attentat auf das World Trade Center im September 2001 hatte der ISI Mitglieder von al-Qaida unterstützt. Noch immer versucht der Geheimdienst, Verbindungen zu Islamisten zu pflegen, um seinen Einfluss in der Region zu stärken. Bennett, der sich als Stationschef in Pakistan um bessere Beziehungen zur Regierung in Islamabad bemüht hatte, kommt nun als neuer Hoffnungsträger in die Spitzel-Zentrale des Pentagon. In einer Art Jekyll-and-Hyde-Rolle soll er die Zusammenarbeit mit dem ISI stärken - gleichzeitig aber die leisen Schritte pakistanischer Geheimdienstler im Umgang mit den Taliban überwachen.

Nicht nur in Bezug auf Pakistan sehen US-Medien jetzt das Ende einer Ära im Herzen der CIA. Deren Spionen-Netz galt unter Bennetts Vorgänger Michael Sulick als zerstreut. Korruptionsskandale hatten das NSC in eine Krise geführt. John Bennett, der 1981 als junger Marine-Offizier mit einem Harvard-Zeugnis in die CIA kam, soll nun die Moral der Spitzel wieder heben.

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